Die deutsche Politik 2020 in Zitaten

Berlin (dpa) -

«In meinem Alter, das werden Sie alle noch erleben, müssen Sie
täglich nach dem Aufstehen prüfen, ob Sie noch im Amt sind.»

(Der inzwischen 71-jährige Ex-CSU-Chef und Bundesinnenminister Horst
Seehofer am 6. Januar am Rande der Jahrestagung des Beamtenbundes dbb
in Köln.)


«Es ist ein inakzeptabler Dammbruch, sich mit den Stimmen der AfD und
sich gerade mit den Stimmen von Herrn Höcke zum Ministerpräsidenten
wählen zu lassen.»

(CSU-Chef Markus Söder am 5. Februar in München nach der Wahl des
FDP-Politikers Thomas Kemmerich zum thüringischen Ministerpräsidenten
mit Stimmen der AfD von Fraktionschef Björn Höcke und der CDU.)


«Rassismus ist ein Gift, der Hass ist ein Gift. Und dieses Gift
existiert in unserer Gesellschaft. Und es ist Schuld an schon viel zu
vielen Verbrechen.»

(Bundeskanzlerin Angela Merkel am 20. Februar in Berlin zu den
rechtsextremistisch motivierten Morden in Hanau.)


«Bäume umarme ich gern - aber das ist das einzig Grüne, was ich
umarmen will.»

(CSU-Chef Markus Söder am 26. Februar beim politischen Aschermittwoch
in Passau.)


«Wenn ich abends den Fernseher anmache, dann sehe ich, wie Amerikas
Jugend einem Bernie Sanders zu Füßen liegt. Der ist 14 Jahre und
einen Herzinfarkt älter als ich.»

(Der inzwischen 65-jährige Ex-Unionsfraktionschef und Bewerber für
den CDU-Vorsitz, Friedrich Merz, am 27. Februar in den Zeitungen der
Funke-Mediengruppe auf die Frage, ob das Alter der Kandidaten eine
Rolle spielt.)


«Ob wir uns gar nicht begrüßen oder mit der Ghettofaust oder mit
Winken oder wie auch immer, das steht jedem und jeder frei.»

(Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt am 3. März im Bundestag

zur Frage, ob es in der Fraktion Vorsichtsmaßnahmen gegen die
Ausbreitung des neuartigen Coronavirus' gebe.)


«Es ist wie beim Bowling. Die Kugel rollt, wir sind aber die Kegel.
Je enger wir zusammenstehen, desto mehr fallen um.»

(Rostocks Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen, parteilos, am 14. März
über den Infektionsweg des Coronavirus.)


«Wir schließen keine Grenzen. Nordkorea tut das. Wir kontrollieren an
den Grenzen, das ist etwas ganz anderes.»

(Dieter Romann, Präsident der Bundespolizei, am 15. März in Berlin
bei einer Pressekonferenz mit CSU-Bundesinnenminister Horst
Seehofer.)


«Egal wie viel Flügel man diesem braunen Vogel AfD abschlägt, der
Corpus ist und bleibt rechtsextrem.»

(FDP-Innenpolitiker Benjamin Strasser am 20. März zum
AfD-Bundesvorstand, der eine «Flügel»-Auflösung erwartet.)


«Das Land wird hier nicht von Virologen regiert. (...) Wir können mit
unseren Organisationen nur eine Grundlage geben oder einen
Entscheidungshorizont aufspannen.»

(Der Charité-Vorstandsvorsitzende Heyo Kroemer am 26. März in Berlin
zu den Empfehlungen der Wissenschaft an die Politik.)


«Diese Pandemie ist eine demokratische Zumutung ...»

(Bundeskanzlerin Angela Merkel am 23. April in einer
Regierungserklärung zur Corona-Pandemie im Bundestag.)


«Wissenschaftler sind Wissenschaftler und keine Hellseher.»

(Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am 30. April
nach einer Schaltkonferenz von Bund und Ländern über die
wissenschaftliche Forschung zum Coronavirus.)


«Wir wollen mit Wumms aus der Krise kommen.»

(Vizekanzler und Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) am 3. Juni in
Berlin bei der Vorstellung des 130 Milliarden Euro schweren
Konjunkturpakets gegen die Corona-Krise.)


«Was ich nicht gerne mache, sind die inszenierten Bilder von Macht
und Glorismus. Ich möchte gerne Pommes auf dem Bürgersteig essen. Und
wenn ich dabei fotografiert werde, dann ist das halt so.»

(Grünen-Chef Robert Habeck am 16. August im ARD-«Sommerinterview»
über Inszenierung in der Politik.)


«In Deutschland kann jeder sagen, was er möchte. Aber Symbole der
Rechtsextremen vor dem Reichstag sind ein Rückfall in dunkelste
Kapitel unserer Geschichte. Hier sollte man nicht nur körperlichen,
sondern auch geistigen Abstand wahren.»

(Bayerns Ministerpräsident, CSU-Chef Markus Söder, am 29. August via
Twitter zu den Ereignissen am Reichstag nach einer
Anti-Corona-Demonstration in Berlin.)


«Alexej Nawalny ist Opfer eines Verbrechens. Er sollte zum Schweigen
gebracht werden, und ich verurteile das auch im Namen der ganzen
Bundesregierung auf das Allerschärfste.»

(Bundeskanzlerin Angela Merkel am 2. September in Berlin über den
russischen Regierungskritiker Alexej Nawalny, der nach Untersuchungen
eines Spezial-Labors der Bundeswehr mit dem chemischen
Nervenkampfstoff Nowitschok vergiftet wurde.)


«Das Virus ist der Spielverderber, nicht ich.»

(Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am 4. September in Berlin
über seine Mahnungen zu Vorsicht und Risikovermeidung bei Feiern und
Festen zum Schutz vor dem Coronavirus.)


«Ich habe gesagt, die App ist ein Rockstar, als wir sie verkündet
haben. Wir haben mittlerweile genauso viele Follower wie die Rolling
Stones (...). Nichtsdestotrotz haben die Rockstars natürlich auch
noch Schwächen.»

(Telekom-Chef Tim Höttges vergleicht am 23. September in Berlin die
Downloadzahlen der Corona-Warn-App mit den Social-Media-Followern der
Rolling Stones.)


«Wir sind ja nicht mehr ein Land von 82 oder 83 Millionen
Bundestrainern, sondern jetzt ein Land von 82 oder 83 Millionen
Virologen.»

(NRW-Familienminister Joachim Stamp, FDP, am 24. September im
Familienausschuss des Landtags zur Debatte darüber, ob Kinder von
Corona-Infektionen eventuell weniger betroffen sind.)


«Die Corona-Helden wollen von uns keine Orden, sie wollen einfach ein
ordentliches Gehalt.»

(Vizekanzler und Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) am 29.
September in der Haushaltsdebatte im Bundestag.)


«Wenn da einer schreibt «Ich heiße Hase und wohne in der Höhle»,
dann
sollte man vielleicht als Wirt mal sagen, «Haste dir das gut
überlegt? Das kann teuer werden».»

(NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am 30. September
zur Frage, wie man falsche Angaben in Gästelisten in der Gastronomie
kontrollieren soll.)


«Wir sind eine Solidaritätsgesellschaft und kein Egoland.»

(Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder am 28. Oktober
nach Beratungen von Bund und Ländern über das weitere Vorgehen in der
Corona-Krise.)


«Die Zeit der Dorfkneipen, wo die weiße Tischdecke auf dem Tisch
liegt, der Hirsch an der Wand hängt und der Vorsitzende eine Stunde
Monolog hält, diese Zeit muss vorbei sein.»

(Der Vorsitzende der Jungen Union, Tilman Kuban, am 3. November zur
Modernisierung und Digitalisierung der Parteiarbeit von CDU und CSU.)


«Mal schauen, was zuerst zu Ende ist: Meine Quarantäne oder die
Auszählung in den USA.»

(Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) am 6. November in der ARD in
Anspielung auf den Wahlkrimi in den USA. Er hatte sich tags zuvor zum
zweiten Mal in Quarantäne begeben, weil er Kontakt zu einem
Corona-Infizierten hatte.)


«Man kann nicht im Wochenrhythmus die Schrauben anziehen.»

(Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD)
verteidigt am 17. November im ZDF-«Morgenmagazin» den Aufschub
weiterer Anti-Corona-Maßnahmen durch Bund und Länder.)


«Es kann ja nicht sein, dass die einen für den Glühwein zuständig
sind, und die anderen für die Intensivstation.»

(Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mahnt am 6. Dezember im
RTL-Jahresrückblick «2020! Menschen, Bilder, Emotionen» angesichts
adventlicher Glühwein-Pulks in den Städten zu mehr Solidarität in der

Corona-Krise.)


«Wenn wir jetzt vor Weihnachten zu viele Kontakte haben und
anschließend es das letzte Weihnachten mit den Großeltern war, dann
werden wir etwas versäumt haben, das sollten wir nicht tun.»

(Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am 9. Dezember im Bundestag in
ihrem Appell, im Kampf gegen das Coronavirus die Kontakte zu
beschränken.)


«Wenn wir nicht aufpassen, wird Deutschland schnell das Sorgenkind in
ganz Europa. Deswegen mussten und müssen wir handeln.»

(Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am 13. Dezember zum
Bund-Länder-Beschluss für einen harten Lockdown ab 16. Dezember
angesichts steigender Corona-Infektionen.)


«Weihnachten ist das Fest der Nächstenliebe. In diesem Jahr heißt
Nächstenliebe, andere und sich selbst zu schützen.»

(Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am 15. Dezember
im Potsdamer Landtag bei der Vorstellung des harten Lockdowns vom 16.
Dezember an.)


«Liebe Bürgerinnen und Bürger, was für ein Jahr! Ein winziges Virus

hat Besitz ergriffen von unserem Leben und unserem Denken, hat Pläne
durchkreuzt und Träume zerstört.»

(Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 25. Dezember in seiner
Weihnachtsansprache zum Corona-Jahr 2020.)


«Dieser Impfstoff ist der entscheidende Schlüssel, diese Pandemie zu
besiegen. Er ist der Schlüssel dafür, dass wir unser Leben
zurückbekommen können.»

(Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am 26. Dezember in Berlin
zum Beginn der Corona-Impfkampagne in Deutschland.)