Apotheker warnen vor Lieferengpässen bei Arzneien

Berlin (dpa) - Apotheker warnen vor Lieferengpässen bei
rezeptpflichtigen Arzneien in Deutschland. Im ersten Halbjahr sei die
Zahl der nicht verfügbaren Mittel, die Krankenkassen per
Rabattvertrag für ihre Versicherten vorgesehen hatten, auf 12,1
Millionen Packungen gestiegen. Das seien 68 Prozent mehr als im
Vorjahreszeitraum und fast so viele wie 2017 und 2018 zusammen,
teilte die Apothekervereinigung ABDA am Montag in Berlin mit.

«Nicht nur Blutdrucksenker, Magensäureblocker oder Schmerzmittel,
sondern auch Medikamente gegen Depressionen, Epilepsie oder Parkinson
sind von Lieferengpässen betroffen», sagt ABDA-Vizepräsident Mathias

Arnold vor einer Fachkonferenz zu dem Thema an diesem Dienstag.

Apotheker warnen seit langem vor Lieferengpässen bei Arzneien. Das
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte sieht aber keinen
Grund für Alarmstimmung. Die Bonner Behörde beobachtet derzeit 245
Lieferengpässe - bei mehr als 101 000 «verkehrsfähigen Arzneimitteln
»
in ihrem Zuständigkeitsbereich. Zwar gebe es einen stetigen Anstieg
der Meldungen zu Lieferengpässen, allerdings seien die Kriterien 2017
umfassend geändert worden, sodass es neue Grundlagen für Meldungen
gebe. Auch sei ein Lieferengpass noch lange kein Versorgungsengpass,
dass es oft alternative Medikamente zur Behandlung gebe.

Die ABDA betonte, um die Produktion in Europa zu stärken, brauche es
einen europäischen Ansatz. «Wie sensibel die Arzneimittelversorgung
auf Produktionsausfälle, Exportstopps oder Logistikprobleme in Asien
reagiert, hat uns die erste Welle der Corona-Pandemie gezeigt», sagte
ABDA-Vizepräsident Arnold. Die neue Arzneistrategie der Europäischen
Kommission sei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Die EU-Kommission Lücken will nach der Corona-Pandemie Lücken in der
europäischen Arzneimittelversorgung schließen. Zugleich sollen neue
Medikamente möglichst für alle Bürger zugänglich und erschwinglich

bleiben. Die Arzneimittelbehörde EMA soll unter anderem Engpässe
künftig frühzeitig aufdecken und gegensteuern.