Kreise: Merkel-Kritik an Hotelöffnungen über Weihnachten

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie gehen viele Bundesländer eigene
Wege. Mehrere wollen nun über die Festtage Hotelübernachtungen für
Familienbesuche erlauben, auch in Städten mit hohen Infektionszahlen.
Die Kanzlerin ist not amused.

Berlin (dpa) - Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Pläne verschiedener
besonders von der Corona-Pandemie betroffener Länder kritisiert, über
Weihnachten in Großstädten Hotelübernachtungen für Familienbesuche
zu
erlauben. Merkel habe sich am Montag in einer virtuellen Sitzung des
CDU-Präsidiums zu dem Beschluss von Bund und Ländern bekannt, die
strengen Corona-Kontaktbeschränkungen über die Festtage zu lockern,
berichteten Teilnehmer am Montag der Deutschen Presse-Agentur in
Berlin. Es habe ihr aber die Fantasie gefehlt, zu ahnen, dass
besonders betroffene Länder die Hotels öffnen wollten, wurde sie
zitiert.

Es sei nicht kontrollierbar, ob nur Gäste in den Hotels
übernachteten, die tatsächlich Verwandte in der Region besuchten,
begründete Merkel demnach ihre Kritik. Nach diesen Informationen
bezog sich die Kanzlerin auf entsprechende Regelungen in Großstädten
wie Berlin. Es sei nicht zu erklären, dass zugleich etwa die
Krankenschwestern an der Berliner Charité über Weihnachten
durcharbeiten müssten. Ausdrücklich habe sie in diesem Zusammenhang
nicht von Schleswig-Holstein oder Mecklenburg-Vorpommern gesprochen,
berichteten mehrere Teilnehmer. In einigen Flächenländern seien
sinkende Inzidenzwerte zu erkennen.

Die Kanzlerin sprach demnach von erfreulichen Entwicklungen bei den
Corona-Infektionszahlen in Hamburg und Bremen. Dagegen gebe es
steigende Zahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg. Nun müssten
regionale Maßnahmen ergriffen werden. Es seien regionale
Kraftanstrengungen notwendig. Merkel betonte, im November habe es so
viele Corona-Infektionen wie von März bis Oktober zusammen gegeben -
mehr als 500 000. Nach den Beratungen des CDU-Präsidiums wollte
Merkel noch am Vormittag mit dem Corona-Kabinett zusammenkommen.

CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer betonte nach Teilnehmerangaben
in der Präsidiumssitzung, es gebe bei den Infektionszahlen leider
weiterhin eine «Seitwärtsbewegung».

Nach Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen, Schleswig-Holstein
und Berlin hatte am Samstag auch Mecklenburg-Vorpommern angekündigt,
über die Festtage Hotelübernachtungen für Familienbesuche zu erlauben

- entgegen einer Empfehlung aus dem Kanzleramt. Auch
Baden-Württemberg will solche Übernachtungen nun über die
Weihnachtstage zulassen.

Am Mittwoch hatten sich Bund und Länder darauf verständigt, dass der
Teil-Lockdown mit der Schließung etwa von Restaurants, Theatern,
Fitnessstudios und Freizeiteinrichtungen bis zum 20. Dezember
verlängert werden soll. Private Zusammenkünfte werden auf maximal
fünf Personen begrenzt. Über Weihnachten sollen die
Kontakt-Beschränkungen dann gelockert werden, um Familienbesuche zu
ermöglichen.