134 Corona-Neuinfektionen am Wochenende - regional große Unterschiede

Die Sieben-Tage-Inzidenz reicht in Mecklenburg-Vorpommern von 12,9 im
Landkreis Vorpommern-Rügen bis zu 79,4 im Nachbarlandkreis
Vorpommern-Greifswald. Woran liegt das?

Schwerin (dpa/mv) - Die Zahl der Corona-Neuinfektionen bleibt in
Mecklenburg-Vorpommern hoch. Am Wochenende meldete das Landesamt für
Gesundheit und Soziales (Lagus) 134 neue Fälle. Das sind etwas mehr
als am Wochenende davor, als 126 gemeldet worden waren. Die
Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000
Einwohner in einer Woche, liegt bei 47,1 und damit seit Tagen knapp
unter dem Warnwert von 50. Mecklenburg-Vorpommern und
Schleswig-Holstein haben in Deutschland die niedrigsten
Infektionswerte.

Die regionalen Unterschiede beim Infektionsgeschehen sind in MV
allerdings enorm. So sind die beiden Landkreise mit der höchsten und
der niedrigsten Inzidenz Nachbarn: In Vorpommern-Rügen steckten sich
in den vergangenen sieben Tagen 12,9 je 100 000 Einwohner mit dem
Coronavirus an. In Vorpommern-Greifswald liegt dieser Wert bei 79,4.
Dort war die Zahl der Neuinfizierten am Sonntag mit 26 von landesweit
46 auch am höchsten.

Der Rostocker Tropenmediziner und Infektiologe Erwin Reisinger sieht
einen Grund dafür in der Nähe und den Verbindungen des Landkreises
Vorpommern-Greifswald mit Polen und der Uckermark nahe Berlin, sagte
er. Für Berlin meldete das Robert Koch-Institut am Sonntag eine
Sieben-Tage-Inzidenz von rund 178. Es scheine so, als ob es Ausläufer
aus Hochrisikogebieten in benachbarte Regionen gebe, so Reisinger.
«In Vorpommern-Rügen haben wir im Norden die Ostsee, von der keine
Infektionen kommen.»

Der Sprecher des Landkreises Vorpommern-Rügen, Olaf Manzke, sagte,
man habe wohl auch gerade ein bisschen Glück und keinen großen
Ausbruch. Das sieht auch Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) so.
«Das Corona-Virus zeigt uns jeden Tag aufs Neue, dass es kein
allgemeines Erfolgsrezept gibt, um die Pandemie zu besiegen», sagte
er. Gegenwärtig seien im Landkreis Vorpommern-Rügen keine großen
Häufungen von Krankheitsfällen beispielsweise in Einrichtungen zu
beobachten. «Das macht sich statistisch bemerkbar.»

Grundsätzlich könne er sagen, dass viele Menschen im Land gegenseitig
Rücksicht nähmen und Verantwortung übernähmen. Abstandsregeln wür
den
eingehalten, die Mund-Nase-Bedeckung werde getragen und Kontakte
würden minimiert. «Das ist ein großes Plus.» Dies sei die Basis au
ch
für einen langfristigen Erfolg gegen Corona.

Nach Reisingers vorsichtiger Einschätzung könnten mit den geltenden
und beschlossenen Maßnahmen die Infektionszahlen in den kommenden
zwei Wochen in MV sinken. Das exponentielle Wachstum sei bereits
gestoppt worden. Nun seien die Zahlen zunächst auf einem Plateau.
«Wenn ein Zug sehr schnell fährt, braucht er auch eine Zeitlang zum
Bremsen, der steht nicht sofort.»

Im Krankenhaus liegen aktuell in MV laut Lagus 121
Covid-19-Patienten, davon 37 auf Intensivstationen. Laut
Intensivregister müssen 17 Patienten beatmet werden. Frei sind
demnach 183 Intensivbetten im Land. Reisinger betonte, es gebe keinen
Grund für Leichtsinn. «Es geht um Menschenleben.»

In Mecklenburg-Vorpommern starben seit Beginn der Pandemie 61
Menschen an oder mit Covid-19. Landesweit gelten 4486 der bislang
5951 Infizierten als genesen - damit gibt es laut Lagus 1404
bestätigte Fälle, die akut infiziert sind.