Sachsen bei Inzidenzwert bundesweit Schlusslicht - Sorge um Pfleger

Trauriger Spitzenplatz für Sachsen: Der Wert der Neuinfektionen pro
100 000 Einwohner innerhalb einer Woche ist im Freistaat bundesweit
der Höchste. In vielen Landkreisen wird es nochmals schärfere
Einschränkungen geben. Kliniken sorgen sich um Pflegepersonal.

Leipzig (dpa/sn) - In keinem anderen Bundesland breitet sich die
Corona-Pandemie derzeit so schnell aus wie in Sachsen. Die Zahl der
bestätigten Corona-Infektionen in Sachsen ist innerhalb eines Tages
um fast 1400 angestiegen. Seit Beginn der Pandemie sind nach Angaben
des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Sonntag 53 804 Infektionen mit
dem Coronavirus nachgewiesen worden, 882 Menschen starben bislang im
Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung. Der Wert der
Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche
(Inzidenzwert) stieg landesweit auf 226,16. Das ist im Vergleich der
Bundesländer der höchste Wert.

Die Landkreise Görlitz und Bautzen verschärfen ab Dienstag (1.
Dezember) die Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie.
Eine entsprechende Allgemeinverfügung sei in Vorbereitung, teilten
die Landratsämter mit. Der Wert der Neuinfektionen auf 100 000
Einwohner pro Woche lag am Samstag im Landkreis Görlitz bei 400,8.
Seit Anfang November wird demnach der Schwellenwert von 200 dauerhaft
überschritten. Im Landkreis Bautzen lag der Wert bei 399. Beide
Landkreise gehören damit bundesweit zu den Corona-Hotspots. Die von
den Behörden veröffentlichten Zahlen können teils abweichen. Das
liegt nach Angaben der Behörden an den unterschiedlichen Meldezeiten
der Neuinfektionen.

Zu den schärferen Maßnahmen zählt eine Ausgangsbeschränkung. Demnac
h
darf man die Wohnung nur noch mit einem triftigen Grund verlassen:
zur Arbeit, zum Einkauf, zur Schule und zur Kita. Zudem gilt ein
Alkoholverbot im öffentlichen Raum, eine weitgehende Maskenpflicht im
öffentlichen Raum sowie die grundsätzliche Beschränkung von
Versammlungen auf maximal 200 Teilnehmer.

In Sachsen lagen am Wochenende bis auf die Landkreise Leipzig, Meißen
und die Stadt Leipzig alle Landkreise und kreisfreien Städte über dem
Inzidenzwert von 200. Die Landesregierung hatte am Freitag
beschlossen, dass wenn dieser Wert fünf Tage lang überschritten ist,
schärfere Maßnahmen gelten sollen. Der Erzgebirgskreis hatte am
Sonntag nach eigenen Angaben einen Inzidenzwert in Höhe von 375,9.
daher ist auch hier mit verschärften Maßnahmen zu rechnen.

Der Präsident des Landkreistages und Landrat des Erzgebirgskreis,
Frank Vogel (CDU) hatte auf einheitliche Regelungen gedrungen, weil
es viele Berufs- und Schulpendler über die Landkreisgrenzen hinweg
gebe. Vor allem gelte es, das Gesundheitssystem aufrechtzuerhalten.

Der Ärztliche Leiter des Klinikums Mittleres Erzgebirge in Zschopau
erläuterte, dass die schweren Krankheitsverläufe derzeit deutlich
zunähmen. «Die Kapazitätsgrenze ist vor allem in personeller Hinsicht

fast erreicht. Die Ausfallquote im Pflegebereich liege bei etwa 30
Prozent», sagte Chefarzt Norbert Heide. Es müsse zudem damit
gerechnet werden, dass nach Weihnachten und dem Jahreswechsel sowohl
die Infektionsrate als auch die Erkrankungsfälle wieder ansteigen
würden.

Der Landesschülerrat in Sachsen (LSR) hält unterdessen die Einführung

von Wechselunterricht in den Schulen bei der derzeitigen
Infektionslage in Hotspot-Gebieten für richtig. «Schulen sollten
dabei die Freiheiten besitzen, für die konkreten Bedingungen - zum
Beispiel die Häufigkeit der Wechsel - auf ihre jeweiligen
Besonderheiten einzugehen, vor allem räumliche Situation und
Klassenstärken», sagte Landesschülersprecherin Joanna Kesicka laut
einer Mitteilung vom Samstag. Die Formate sollten in Absprache mit
den Schülervertretern gestaltet werden.

Generell begrüßte der Landesschülerrat die am Freitag beschlossenen
Maßnahmen der Landesregierung. Bei 200 Neuinfektionen pro 100 000
Einwohner innerhalb von sieben Tagen soll der Regelbetrieb an Schulen
eingeschränkt werden. An den Grundschulen soll es feste Klassen
geben, weiterführende Schulen gehen in Absprache mit dem
Kultusministerium in den Wechselunterricht. Grundsätzlich ausgenommen
von den Wechselmodellen sind die Abschlussklassen. Zudem gilt ab
Klassenstufe 7 Maskenpflicht im Unterricht.