Corona-Ampel springt auch bei Belegung von Intensivbetten auf Rot

Erst steigen die Infektionszahlen, mit einiger Verzögerung dann auch
die Krankenhausaufnahmen. Bei der Belegung der Intensivbetten in
Berlin ist jetzt laut Berlins Corona-Warnsystem ein kritischer Wert
überschritten.

Berlin (dpa/bb) - Die Berliner Corona-Ampel ist zum ersten Mal seit
der Einführung im Mai auch beim Kriterium Intensivbetten-Belegung auf
Rot gesprungen. Mit 320 mit Covid-19-Patienten sind 25,3 Prozent der
Betten auf Intensivstationen belegt. Das geht aus dem am Sonntag
veröffentlichten Corona-Lagebericht der Gesundheitsverwaltung für
Samstag hervor. Als Marke, ab der die Ampel auf Rot steht, wurden 25
Prozent festgelegt.

Bei den Fallzahlen der vergangenen sieben Tage pro 100 000 Einwohner
zeigt das Ampelsystem schon länger Rot an. Für den Fall zweier roter

Ampeln hatte der Senat vereinbart, dass dies Handlungsbedarf
bedeutet. Bereits ab Anfang Oktober waren die Corona-Maßnahmen wieder
verschärft worden, nachdem die Werte bei den Fallzahlen und der
Reproduktionszahl (R-Wert) in den roten Bereich gerutscht waren.

Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci warnte vor einer Überlastung der
Krankenhäuser. «Die anhaltend hohen Infektionszahlen führen zu einer

zunehmenden Auslastung der Intensivbetten für immer mehr
schwerstkranke Covid-19-Patient*innen», twitterte die SPD-Politikerin
über den Account ihrer Behörde.

«Wir haben in Berlin vorsorglich frühzeitig die Kapazitäten
gesteuert, sodass Schlimmeres bis jetzt verhindern werden kann»,
sagte Kalayci. In der Krankenhauslandschaft spitze sich die Lage auch
zu, weil Personal coronabedingt ausfalle. Die Gesundheitssenatorin
appellierte, den Mitarbeitenden in den Krankenhäusern Überlastung zu
ersparen. Kalayci forderte dazu auf, Maske zu tragen, auf jeden nicht
zwingenden Kontakt zu verzichten und Abstand zu halten.

Der R-Wert, der über die Dynamik des Infektionsgeschehens Auskunft
gibt, war in den vergangenen Tagen der einzige der drei Indikatoren
des Ampelsystems im grünen Bereich. Aktuell steht er bei 0,82. Um die
Welle zu brechen, müssten laut Robert Koch-Institut über längere Zeit

Werte von deutlich unter 1 erreicht werden - das bedeutet, dass ein
Infizierter weniger als einen anderen Menschen ansteckt.

Die Zahl der Covid-19-Patienten, die auf Intensivstationen versorgt
werden, war zeitweise sehr schnell angestiegen. Am 3. November waren
im Lagebericht mit 17,1 Prozent Auslastung erstmals 15 Prozent
überschritten, das entspricht einer gelben Ampel. Nur eine Woche
zuvor hatte die Belegung bei rund 9 Prozent gelegen. Zuletzt verlief
der Anstieg langsamer.

In den Krankenhäusern stehen nach Angaben der Gesundheitsverwaltung
vom 6. November derzeit rund 1500 Intensivbetten zur Verfügung.
Weitere 400 könnten demnach im Fall einer sich zuspitzenden Lage mit
bisher ungenutzten Beatmungsgeräten belegt wurden. Um mehr Betten zur
Verfügung zu haben und um Personal umschichten zu können, sind
die Notfallkrankenhäuser seit dem 7. November zum Verschieben
planbarer Eingriffe aufgerufen.

Zuletzt galt die Sorge weniger der Verfügbarkeit von Betten,
Beatmungsgeräten und Schutzkleidung - befürchtet wurden vielmehr
Engpässe beim Pflegepersonal. Die Versorgung von Covid-19-Patienten
gilt als aufwendig, gefürchtet sind zudem Ansteckungen und
Quarantäne-Fälle auch in Reihen der Pflegekräfte. Um für solche L
agen
gerüstet zu sein, starteten Krankenhäuser kürzlich einen Aufruf, dass

sich ehemalige und frei verfügbare examinierte Pflegefachkräfte
bewerben sollen. Gleichzeitig wurde betont, man sei gut vorbereitet
und habe bessere Voraussetzungen als im Frühjahr.

Derzeit werden mehr Covid-19-Intensivpatienten in Berlin behandelt
als während der ersten Pandemie-Phase, wie aus dem Divi-Register
hervorgeht: Der damalige Höchststand war demnach im April mit rund
150 Fällen erreicht worden.

Das im Frühjahr errichtete Behandlungszentrum auf dem Messegelände,
das seitdem mit 488 Betten im Bereitschaftsmodus ist, kommt laut
Gesundheitsverwaltung zum Einsatz, wenn Berlins Krankenhäuser mit
nicht-intensivpflichtigen Covid-19-Fällen überlastet sind. Vorrangig
sollen dort Menschen mit leichteren Verläufen behandelt werden. Wann
es an den Start gehen könnte, ist offen. «Die Lage wird sorgfältig
beobachtet. Zu gegebener Zeit wird der Berliner Senat darüber
entscheiden», teilte die Gesundheitsverwaltung kürzlich mit.

Ein bundesweiter Notfallplan sieht vor, dass Covid-19-
Intensivpatienten auch in andere Bundesländer verteilt werden
könnten. Berlin bildet dabei einen Verbund mit Brandenburg, Sachsen,
Sachsen-Anhalt und Thüringen: Zwischen diesen Bundesländern könnten
Betroffene verlegt werden, um eine Überlastung bestimmter
Krankenhäuser und Regionen zu verhindern.