Aids-Hilfen besorgt: Wegen Corona-Pandemie weniger HIV-Tests

Noch immer erkranken Menschen in Sachsen-Anhalt an HIV. Ohne
Behandlung kann sich Aids entwickeln. Wegen der Corona-Pandemie gibt
es aber weniger HIV-Tests.

Magdeburg (dpa/sa) - Der Landesverband der Aids-Hilfen befürchtet
angesichts schlechter Testbedingungen eine mögliche Ausbreitung von
HIV. «In diesem Jahr sind weniger Menschen zu Tests gegangen», sagte
der Landesgeschäftsführer der Aids-Hilfen, Sven Warminsky, in
Magdeburg. Das habe verschiedene Gründe. Unter anderem seien wegen
der Corona-Pandemie die Gesundheitsämter geschlossen gewesen oder
ausgelastet. Normalerweise könnten sich Menschen in den Behörden
kostenlos auf HIV testen lassen, hätten dies aber nicht tun können.
Außerdem seien coronabedingt viele Präventionsangebote ausgefallen.

«Was mir Sorgen macht, ist das nächste Jahr», sagte Warminsky. Mit
Blick auf das zurückgegangene Testaufkommen könnte 2021 die Zahl der
HIV-Infektionen erneut steigen. Nach Angaben des Robert
Koch-Instituts waren bereits 2019 in Sachsen-Anhalt mehr Menschen als
im Vorjahr positiv auf HIV getestet worden. Insgesamt lebten Ende
2019 schätzungsweise 1100 Menschen mit HIV oder Aids in
Sachsen-Anhalt. Ende 2018 waren es rund 1000 Betroffene.

«Wir raten allen, zu uns zu den Tests zu kommen», sagte der
Landesgeschäftsführer. Die Anlaufstellen der Aids-Hilfen in Halle und
Magdeburg böten ebenfalls kostenlose HIV-Tests. Auch auf
Geschlechtskrankheiten könnten sich Menschen dort testen lassen.
Zudem gebe es die Möglichkeit, den Hausarzt aufzusuchen oder einen
Selbsttest für Zuhause zu kaufen.

Gerade angesichts der Corona-Pandemie sei es wichtig, sich testen zu
lassen, erklärte Warminsky. Menschen mit HIV gehörten zur
Risikogruppe, sofern sie noch keine Therapie machten. Daher sei es
sinnvoll zu wissen, ob eine Infektion bestehe. Zum Ausbruch der
Pandemie im Frühjahr habe es spürbar mehr Beratungsbedarf gegeben.
Teilweise seien die Anlaufstellen überfordert gewesen.

«Wir haben unser digitales Angebot massiv ausgebaut», sagte
Warminsky. Neben Beratungsangeboten per Video-Telefonat gab es auch
die Möglichkeiten, mit den Beratenden per Messenger zu chatten. Zudem
wurden Ansprechzeiten verlängert. Mittlerweile seien in Eigenregie
vor Ort Schutzscheiben gebaut und der Vorrat an Masken aufgestockt
worden, um Tests in den Beratungsstellen machen zu können. Die Kosten
dafür trug die Aids-Hilfe selbst.

Nach Angaben der Deutschen Aidshilfe wird HIV am häufigsten beim
ungeschützten Sex oder Drogenkonsum übertragen. Eine HIV-Therapie mit
Medikamenten kann das Virus im Körper unterdrücken. HIV ist dann auch
beim Geschlechtsverkehr nicht übertragbar. Eine Infektion mit HIV
zeigt sich anhand verschiedener Symptome wie Fieber oder Ausschlag.
Am 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag.