Frust, Hoffnung und neue Ideen - Bilanz des Museumsjahrs

Hessens Museen hatten für 2020 hochkarätige Ausstellungen geplant.
Doch die Corona-Pandemie machte ihnen einen Strich durch die
Rechnung. Viele Einrichtungen versuchten, das Beste aus der Situation
zu machen.

Frankfurt/Kassel/Fulda/Darmstadt/Gießen (dpa/lhe) - Verlegen,
verlängern oder ins Digitale flüchten - Hessens Museen haben im
Corona-Jahr 2020 sehr unterschiedlich auf die Corona-Beschränkungen
reagiert. Neben ihren festen Beständen haben die Einrichtungen
Sonderschauen, die zeitlich befristet sind. Diese wurden oft
verschoben, aber selten ganz abgesagt, wie eine Umfrage der Deutschen
Presse-Agentur zeigt.

In der FRANKFURTER Kunsthalle Schirn war die Ausstellung
«Fantastische Frauen» der Höhepunkt. Rund 260 Werke von 34
Künstlerinnen hätten erstmals den weiblichen Beitrag zum Surrealismus
beleuchtet, sagte eine Sprecherin. Die Ausstellung wurde Mitte
Februar eröffnet - musste aber knapp vier Wochen später schließen.
Erst Anfang Mai ging es mit Hygiene- und Sicherheitskonzept weiter,
dann allerdings mit Verlängerung bis Anfang Juli. Außerdem seien
Öffnungszeiten erweitert und Vermittlungsangebote auf digitalen
Kanälen intensiviert worden. Trotz Beschränkungen kamen 100 000
Besucher. «Angesichts der besonderen Umstände ist dies ein
ausgesprochen positives Ergebnis.»

Das Städel Museum Frankfurt plante zwei Höhepunkte für 2020: Die
Sonderausstellung «En passant. Impressionismus in Skulptur» im
Frühjahr habe man dank der Bereitschaft der Leihgeber bis Ende
Oktober verlängern können, sagte eine Städel-Sprecherin. Für den
Winter war «Nennt mich Rembrandt! Durchbruch in Amsterdam» geplant,
eine Kooperation mit der National Gallery of Canada in Ottawa. Sie
wurde verschoben und werde nun das Ausstellungshighlight 2021.

Die Kunsthalle GIESSEN plante vier Ausstellungen mit internationalen
Künstlern sowie eine Kooperation mit der Tanzcompagnie Gießen. Auf
Corona habe man mit einem modifizierten Programm reagiert.
Beispielsweise startet die Einzelausstellung der Britin Emma Talbot
nun im Januar 2021. Der Besucherrückgang betrage über 50 Prozent.

Wenig Glück hatte das Oberhessische Museum in Gießen mit der
Sonderausstellung «Feuer und Flamme für diese Stadt». Sie halte nun
den Rekord bei längster Installationszeit die kürzeste Öffnungszeit
aufzuweisen, teilte das Museum mit. Die Schau im Alten Schloss wurde
am 13. März eröffnet, ab dem 16. März wurden die Museen geschlossen.

Wegen Sanierungsarbeiten folgte der Neustart erst am 27. Oktober - ab
1. November war die Schau wieder zu. Angesichts des Wunschs vieler
Interessierter denke man über eine zweite Verlängerung nach.

In KASSEL ging man auf Nummer sicher: «Wir haben unser Themenjahr
«Wasser» und die damit verbundene Ausstellung «Kassel...mit allen
Wassern gewaschen!» um genau ein Jahr verschoben», sagte eine
Sprecherin der Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK). Man werde sie
nun hoffentlich am 16. Mai eröffnen können.

In FULDA hatte das Vonderau Museum drei größere Ausstellungen
geplant. «Die wichtigste und teuerste davon wäre gewesen «Make it
new», eine internationale Kunstausstellung, in der Werke
zeitgenössischer Künstler Handschriften aus dem 10. Jahrhunderte mit
den Kreuzgedichten von Rabanus Maurus gegenübergestellt werden
sollten», erklärte die Stadt. Geplant war die Schau von August bis
November. «Sie musste wegen Corona abgesagt werden.»

Das Landesmuseum DARMSTADT wollte seinen 200. Geburtstag mit fünf
hochkarätigen Ausstellungen, einem Festakt und einem
Publikumswochenende feiern. Der Auftakt mit einer Schau zur
Installation «Block Beuys» lief gut. Dann kam der erste Lockdown. Die
Schau wurde bis in den September verlängert. Die Rauminstallation
«Songs for the Air» wurde in den August verschoben und könne bis zum

28. März verlängert werden, sagte eine Sprecherin. Angesichts der
großen Pläne ist man in Darmstadt eher ernüchtert. «Im Vergleich
damit sind die Zahlen, die wir in Folge der Corona-Pandemie erzielen
konnten, sehr enttäuschend», sagte eine Sprecherin.