Maskenpflicht im Unterricht - Neue Corona-Regeln in Sachsen-Anhalt

Seit Beginn der Pandemie heißt es, dass Einschränkungen des
öffentlichen Lebens notwendig seien, bis ein Impfstoff da sei. Das
könnte bald der Fall sein. Sachsen-Anhalt bereitet sich darauf vor -
und beschließt längere Corona-Beschränkungen.

Magdeburg (dpa/sa) - In Sachsen-Anhalt sollen bis 15. Dezember in
allen Kreisen und kreisfreien Städten zentrale Anlaufstellen
eingerichtet werden, in denen gegen das Coronavirus geimpft werden
kann. Das Land soll zunächst rund 130 000 Impfdosen bekommen, sobald
ein erster Stoff zugelassen ist, wie Gesundheitsministerin Petra
Grimm-Benne (SPD) am Freitag bekanntgab. Wann das der Fall sein wird,
ist offen. Das Land wolle vorbereitet sein, sagte sie.

Ab dem 1. Dezember gelten neue Corona-Regeln in Sachsen-Anhalt, das
Kabinett beschloss die entsprechende Verordnung mit Gültigkeit bis
zum 20. Dezember am Freitag. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU)
rief die Menschen zum Mitmachen und Ernstnehmen auf. Die Botschaft:
«Wir sind immer noch in schwierigen Zeiten.» Was ist beschlossen?

TEIL-LOCKDOWN: Sachsen-Anhalt trägt die bundesweiten Verabredungen
mit und verlängert die seit Anfang November geltenden Maßnahmen
zunächst bis zum 20. Dezember. Das heißt: Restaurants und Hotels
bleiben geschlossen, der Kultur-, Freizeit- und Sportbetrieb ruht
weitgehend, um die Kontakte der Menschen untereinander zu minimieren.

KONTAKTE: Sachsen-Anhalt gestaltet die Kontaktregeln etwas lockerer
als von Bund und Ländern verabredet. Zwar dürfen sich ab Dienstag nur
noch fünf statt zehn Menschen treffen, Kinder unter 14 Jahren nicht
mitgezählt. Die bisherige Beschränkung auf zwei Haushalte fällt -
anders als bundesweit - weg. Die Fixierung auf Hausstände sei schwer
zu fassen und entspreche nicht der Lebensrealität vieler Menschen im
Land, hieß es zur Begründung. Welche Regelungen zwischen Weihnachten
und Neujahr gelten, soll Mitte Dezember beschlossen werden.

SCHULEN UND KITAS: Sachsen-Anhalt bleibt bei dem Ziel, Schulen und
Kitas im regulären Betrieb zu halten. Präsenzunterricht sei das Beste
unter den aktuellen Rahmenbedingungen, sagte Bildungsminister Marco
Tullner (CDU). Das Wechselmodell, bei dem Klassen für mehr
Sicherheitsabstand im Klassenzimmer aufgeteilt werden und abwechselnd
in der Schule und zuhause lernen, benachteilige jene Familien, denen
technische Ressourcen fehlten sowie Schüler mit Lernschwierigkeiten.

Am Freitag waren 63 Schulen wegen Corona-Infektionen und vieler
Quarantäne-Fälle geschlossen oder stark eingeschränkt. Das war ein
Drittel weniger als in der Woche zuvor. Jeweils gut zwei Prozent der
Lehrkräfte und der Schülerinnen und Schüler waren in Quarantäne.

MASKENPFLICHT: Monatelang hatte Minister Tullner eine
Mund-Nasen-Bedeckung im Unterricht als unzumutbar abgelehnt, jetzt
aber kommt diese Regelung. Bund und Länder hatten sich darauf
verständigt, diese Schutzmaßnahme für den Unterricht ab der siebten
Klasse einzuführen. Sachsen-Anhalt folgt dem. Bisher gilt nur eine
Maskenpflicht für alle auf dem Schulgelände, aber explizit nicht im
Unterricht. Vertreter von Lehrern, Eltern und Schülern hatten immer
wieder eine Einführung gefordert, um das Ansteckungsrisiko zu senken.

FERIEN: Bereits am Montag kündigte der Bildungsminister an, dass die
Weihnachtsferien um zwei Tage verlängert werden sollen. Damit würde
der Unterricht nicht am 7., sondern erst am 11. Januar starten.
Zwischen Neujahr und Schulbeginn lägen dann zehn Tage, in denen
mögliche Ansteckungen bei Feierlichkeiten erkannt werden könnten. Die
zusätzlichen Ferientage sollen auch genutzt werden, damit sich
Lehrkräfte sowie Erzieherinnen und Erzieher freiwillig auf das
Coronavirus testen lassen können. Das Land will dafür Schnelltests
einsetzen.

LICHTBLICK FÜR JUNGE SPORTLER: Eine vorsichtige Öffnung gewäh
rt
Sachsen-Anhalt im Bereich des Kinder- und Jugendsports. Dort wird
Training in Gruppen von bis zu fünf Personen einschließlich der
Betreuer oder Trainer möglich sein. Grimm-Benne sagte, das solle auch
für Ballett- und Tanzunterricht gelten.

EINKAUFEN: Bundesweit sollen schärfere Regeln gelten, wie viele
Menschen gleichzeitig in einem Laden einkaufen dürfen. Bis 800
Quadratmeter Fläche ist ein Kunde pro 10 Quadratmeter erlaubt, für
alle darüber hinausgehenden Flächen nur einer pro 20 Quadratmeter.
Zudem soll die Maskenpflicht laut Bund-Länder-Beschluss auf
Parkplätze und die Plätze vor Einkaufsläden ausgeweitet werden.

WEIHNACHTSBESUCH: Kommen Verwandte von weit her zu Besuch nach
Sachsen-Anhalt, dürfen sie zu diesem Zweck in einem Hotel
übernachten. Laut Sozialministerin Grimm-Benne durften sie dies
bislang auch schon, ebenso wie Geschäftsreisende. Untersagt seien
aber rein touristische Übernachtungen.

PFLEGEEINRICHTUNGEN: Es gibt weder einen generellen Besucherstopp
noch ein Ausgehverbot, wurde klargestellt. Jeder Bewohner sollte
täglich Besuch erhalten können. Die Schnelltests sollten genutzt
werden, appellierte Grimm-Benne. Ein befristetes Besuchsverbot könne
die Leitung der Einrichtung lediglich im Einvernehmen mit dem
Gesundheitsamt festlegen, wenn es eine bestätigte Corona-Infektion
gebe.

CORONA-FALLZAHLEN: Die Zahl der Corona-Infizierten in Sachsen-Anhalt
hat am Freitag die 4000er Marke überschritten und 4021 erreicht. Vor
einer Woche waren es noch 3298. Am Freitag kamen laut dem
Sozialministerium 435 neue Fälle hinzu, es starben sechs weitere
Menschen, bei denen das Virus nachgewiesen wurde - insgesamt sind es
160. Die Zahl der Neuinfektionen mit Sars-CoV-2 je 100 000 Einwohner
im Land kletterte weiter - auf 95,86. Vor einer Woche lag der Wert
noch bei 73,63.

IMPFZENTREN: Noch ist nicht klar, wann der erste Impfstoff zugelassen
wird. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nannte es aber
zuletzt eine begründete Hoffnung, dass das noch in diesem Jahr der
Fall sein könnte. In Sachsen-Anhalt laufen die Vorbereitungen, um
möglichst schnell das Serum verabreichen zu können. In allen Kreisen
werden Impfzentren aufgebaut. Dazu kommen mobile Teams, die in
Pflegeeinrichtungen und zu wenig mobilen Menschen kommen sollen.

Laut Kassenärztlicher Vereinigung signalisierten bereits rund 600
praktizierende Ärzte und Kolleginnen im Ruhestand, in den Teams
mitarbeiten zu wollen. Mit der ersten Lieferung sollen zunächst Ärzte
und Pflegekräfte in Krankenhäusern sowie Bewohner in
Pflegeeinrichtungen geimpft werden.

IMPFREIHENFOLGE: Je nach Liefernachschub wird der Kreis derjenigen
erweitert, die als nächstes geimpft werden sollen. Grimm-Benne geht
davon aus, dass sich Einzelpersonen ab Januar oder Februar in den
zentralen Anlaufstellen impfen lassen können. Termine sollen online
oder über die Servicenummer der Kassenärztlichen Vereinigung, 116
117, vergeben werden.

Die Lagerung des aussichtsreichsten Impfstoffs sei eine große
Herausforderung, hieß es vom Gesundheitsministerium. Das Serum müsse
bei minus 70 Grad tiefgekühlt und nach der Aufbereitung schnell
verabreicht werden. Zudem sei eine Wiederholung nach 21 Tagen nötig.
Das erfordere ein gutes Termin-Management.

IMPFPFLICHT: Eine Impfpflicht soll es nicht geben, betonte
Grimm-Benne. Wie hoch die Bereitschaft zur Beteiligung sein werde,
sei schwer vorherzusagen, sagte der Landeschef der Kassenärztlichen
Vereinigung, Burkhard John.