Gutachter beschreibt Hanau-Attentäter als geisteskranken Fanatiker

Karlsruhe (dpa) - Der Attentäter von Hanau war laut einem posthum
erstellten Experten-Gutachten psychisch krank. Auf die Geistesstörung
- eine paranoide Schizophrenie - sei eine rechtsradikale Ideologie
aufgesetzt gewesen, die fremdenfeindliche, rassistische und völkische
Elemente enthalten habe, zitierte der «Spiegel» am Freitag aus der
rund 140-seitigen Expertise. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, die
die Ermittlungen zu dem Anschlag leitet, hatte das Gutachten bei dem
forensischen Psychiater Henning Saß in Auftrag gegeben. Die
Informationen wurden der Deutschen Presse-Agentur bestätigt.

Tobias R. hatte am 19. Februar im hessischen Hanau neun Menschen mit
ausländischen Wurzeln erschossen. Später wurden der 43-Jährige und
seine Mutter tot in ihrer Wohnung gefunden. Vor der Tat hatte er
Pamphlete und Videos mit abstrusen Verschwörungstheorien und
rassistischen Ansichten im Internet veröffentlicht.

Laut «Spiegel» beschreibt Saß die Gedankenwelt des Attentäters als

«eigentümliche Amalgamierung», bei der «krankheitsbedingte Fantasie

und «politisch-ideologischer Fanatismus» untrennbar verwoben gewesen
seien. R. sei in seiner Fähigkeit, «sich reflektierend mit der
eigenen, krankhaft verformten Weltsicht» auseinanderzusetzen, massiv
eingeschränkt gewesen. Trotz eingeschränkter Steuerungsfähigkeit habe

er die rassistischen Morde jedoch planvoll vorbereitet.