Kaum Verstöße gegen Maskenpflicht in Zügen und Bahnhöfen Von Sandra Trauner und Arne Dedert , dpa

Bundespolizei, Rhein-Main-Verkehrsverbund und die Bahn laufen
gemeinsam Streife. Sie kontrollieren die Maskenpflicht in Zügen und
auf Bahnsteigen. Ab Januar darf der RMV gleich zur Kasse bitten.

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Ein Mann mit Attest darf unbedeckt
weiterlaufen. Ein Arbeiter rennt sofort los, um seinen Mundschutz zu
holen. Drei Frauen mit Brötchentüten dürfen mit der Maske unterm Kinn

weiter kauen. Ein junger Obdachloser hält sich schnell den
Jackenkragen vor den Mund - das reicht den Kontrolleuren dann aber
doch nicht aus. Bei einem landesweiten «Maskenkontrolltag» in
Bahnhöfen und Zügen haben Sicherheitskräfte am Freitag den korrekten

Mund-Nase-Schutz der Reisenden überprüft.

An der Aktion waren die Bundespolizei, der Rhein-Main-Verkehrsverbund
(RMV) und die Deutsche Bahn (DB) beteiligt. Die ersten
Schwerpunktkontrollen führten die Teams am frühen Freitagmorgen am
Frankfurter Hauptbahnhof durch, danach ging es zunächst weiter nach
Fulda. Später sollten Darmstadt, Hanau, Wiesbaden und Limburg an die
Reihe kommen. Kontrolliert wurde neben großen Bahnhöfen
stichprobenartig auch in Fern- und Nahverkehrszügen sowie der S-Bahn.

Wer grundlos ohne Maske erwischt wird und sich weigert, muss 50 Euro
bezahlen. Laut RMV sind Maskenverweigerer inzwischen aber «die
absolute Ausnahme». Sprecher Maximilian Meyer schätzt die Quote auf
0,3 bis 0,4 Prozent. Auch die Frankfurter Bundespolizei bezeichnete
die Zahl als verschwindend gering. «Die Akzeptanz bei den Reisenden
ist sehr hoch», sagt Sprecher Ralf Ströher. Bis zum Freitagmittag
wurden nach Angaben der Deutschen Bahn beim «Maskenkontrolltag» nur
knapp zwanzig Personen ohne Maske angetroffen.

Beim Aktionstag am Freitag waren Teams von RMV, Bahn und
Bundespolizei parallel unterwegs. In Zweier- und Dreiergruppen
streiften sie durch Bahnhöfe und Züge. Die wenigen Unverhüllten, die

sie dabei entdeckten, hatten fast immer einem guten Grund - oder
zogen beim Anblick der Uniformierten schnell den Lappen hoch. Ein
älterer Mann an Gleis 9 lobte den Einsatz der Behörden. Es sei
richtig und wichtig, die Maskenpflicht zu kontrollieren. «Wir wollen
uns ja nicht gegenseitig anstecken.»

40 Mitarbeiter sind für Maskenkontrollen beim RMV im Einsatz. 20
kommen aus dem schon länger existierenden Serviceteam, 20 aus einem
eigens dafür gegründeten Präventionsteam. Die Einsätze hätten «
eher
belehrenden Charakter», sagt der Sprecher. Die Mitarbeiter haben
schachtelweise Masken dabei, die sie bei Bedarf mit Pinzetten aus der
Packung fischen. «Kann ich auch eine haben?», fragt eine Frau, die
mit korrektem Mundschutz vorbeigeht, «als Ersatz».

Bislang können die Kontrolleure lediglich einen Platzverweis
aussprechen die Personalien aufnehmen - nur die Ordnungsbehörden
dürfen ein Verfahren einleiten. Ab 1. Januar 2021 dürfen die
RMV-Teams die Vertragsstrafen auch selbst kassieren: Die
Maskenpflicht wurde in die Beförderungsbedingungen aufgenommen.

Am Freitagmorgen musste in der ersten Stunde in keinem Fall ein
Verfahren eingeleitet werden. Der junge Mann hatte das Attest zwar
nicht dabei, erschien den Beamten aber glaubwürdig. Der Obdachlose
bekam eine Maske geschenkt, wurde belehrt und nickte verständig. Auch
bei Drogenabhängigen stoße man auf Verständnis, sagt Bundespolizist
Niklas Kruse, «die sind ja selbst auch Risikogruppe».

Unangenehme Situationen hat er dennoch schon erlebt - zum Beispiel
bei Personendurchsuchungen. Im schlimmsten Fall würden Beamte
bespuckt, den Mundschutz abzuziehen werde als Drohung eingesetzt. «Da
wird versucht, uns zu provozieren», sagt Kruse. Am
«Maskenkontrolltag» am Frankfurter Hauptbahnhof will niemand
provozieren. «Man hat den Eindruck, die Vernunft geht als Sieger
hervor», sagt Bundespolizei-Sprecher Ströher.