Umfrage: Schulleiter am Limit - miese Noten für Politik

In der Pandemie ist die Job-Zufriedenheit beim Führungspersonal an
Schulen gesunken. Corona schafft aus Sicht der Schulleiter in NRW
viele neue Aufgaben und Probleme. Aber etwas Wichtiges ist auch
besser geworden.

Dortmund (dpa/lnw) - Die Pandemie nagt kräftig an der
Arbeitszufriedenheit des Führungspersonals an Schulen in NRW und hat
diverse neue Aufgaben und Probleme geschaffen. Das geht aus einer
repräsentativen forsa-Erhebung im Auftrag der Lehrergewerkschaft VBE
hervor, für die in Nordrhein-Westfalen 275 Schulleiter befragt worden
waren. Der NRW-Vorsitzende Stefan Behlau sprach bei Vorlage der
Ergebnisse am Freitag zu Beginn des Deutschen Schulleiterkongresses
von einem «Weckruf für die Landesregierung».

Im November gaben 25 Prozent der Schulleiter an, sie übten ihren
Beruf sehr gerne aus - vor der Pandemie im März 2020 hatten das noch
42 Prozent gesagt. «Eher gerne» sind aktuell 45 Prozent der befragten
als Schulleiter tätig (März: 48 Prozent) und 27 Prozent machen ihren

Job in der derzeitigen Krise eher ungern oder sehr ungern - im
Frühjahr war das nur eine Minderheit von 9 Prozent. Weniger als zwei
Drittel können ihre Aufgaben zur eigenen Zufriedenheit erfüllen und
38 Prozent sehen sich dazu aktuell nur gelegentlich oder nie in der
Lage.

Als größte Probleme in der Pandemie nennen viele Schulleitungen
fehlende Digitalisierung, also zu wenige Endgeräte und
Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Online-Unterricht. Hinzu
komme Personalmangel. Die Organisation des Schulbetriebs unter
Corona-Bedingungen wird häufig als schwierig bezeichnet - etwa mit
der Einhaltung der Abstandsregeln, dem dauernden Durchlüften oder
Hindernissen wie beengten Raumverhältnissen.

«Schule mit Corona war und bleibt eine Mammutaufgabe», betonte
Behlau. «Die Schulleitungen sind am Limit, so kann es nicht
weitergehen.» Mit der Schulpolitik in NRW sind die Führungskräfte an

den allgemeinbildenden Schulen wenig zufrieden. Diese wird November
mit der Note «ausreichend minus» (4,4) bewertet - schlechter als im
März (3,9).

Fortschritte sehen die Schulleitungen aber bei der Ausstattung der
Schulen. 58 Prozent der Schulen erhalten derzeit Gelder aus dem
Digitalpakt des Bundes. Vor der
Corona-Krise waren es mit 35 Prozent deutlich weniger. Rund 43
Prozent der Schulen in NRW sind inzwischen an das Breitbandnetz
angeschlossen - nach 33 Prozent vor der Pandemie. Und der Anteil der
Schulen mit WLAN in jedem Klassenraum oder zumindest in einem
Fachraum stieg von 40 auf nun 48 Prozent.

Dass die Lehrkräfte durch Fortbildung auf den Einsatz digitaler
Medien im Unterricht ausreichend vorbereitet sind, meint allerdings
weiterhin nur eine Minderheit.

Ebenfalls nicht unwesentlich: Eine große Mehrheit der Schulen - 81
Prozent nach 70 Prozent im März - verfügt mittlerweile laut
Schulleiter-Auskünften über intakte und angemessene sanitäre Anlagen.


Der Schulleiterkongress - normalerweise alljährlich im Frühjahr in
Düsseldorf - wird wegen Corona diesmal digital geführt. Bis Samstag
halten 80 Referenten Vorträge, es gibt zahlreiche Workshops bei der
Leitveranstaltung, die vom VBE mitveranstaltet wird.