Neue Regeln für Thüringer Schulen - keine längeren Ferien

Thüringen verschärft die Infektionsschutzmaßnahmen im BildungsseKtor

- sogar eine Maskenpflicht im Schulunterricht ist kein Tabu mehr.
Doch am regulären Ferientermin will der Freistaat festhalten. Auch
stehen noch nicht alle Konzepte hinter den neuen Regeln fest.

Erfurt (dpa/th) - Keine längeren Ferien, aber eingeschränkter Betrieb
und feste Gruppen: Thüringen verschärft angesichts weiterhin hoher
Infektionszahlen die Regeln für den Kita- und Schulbetrieb in der
Corona-Pandemie. Entgegen einer Einigung von Bund und Ländern will
der Freistaat jedoch an seinem Ferienstart am 23. Dezember
festhalten, wie ein Sprecher des Bildungsministeriums am Donnerstag
bestätigte. Minister Helmut Holter (Linke) hatte dem Kabinett einen
entsprechenden Kompromiss zu Beginn der Weihnachtsferien in
Corona-Zeiten vorgeschlagen, der nun umgesetzt werden soll.

Demnach ist geplant, dass ältere Schüler ab Klassenstufe 7 in den
Tagen vor Weihnachten - vom 21. Dezember an - bereits zu Hause
bleiben und bis zum 10. Januar Distanzunterricht erteilt bekommen.

Die Ministerpräsidenten der Länder und Bundeskanzlerin Angela Merkel
(CDU) hatten sich am Mittwoch in einer Schalte darauf verständigt,
dass bereits der 18. Dezember der letzte Schultag sein soll.
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hatte bei dem Thema
indes zu Protokoll gegeben, dass er diesen Punkt noch mit seinem
Kabinett abstimmen wolle. Nun schert Thüringen im Konzert der Länder
aus - nicht zum ersten Mal.

Allerdings sind diesmal auch im Freistaat die Corona-Infektionsraten
hoch. Mit dem Landkreis Hildburghausen hat Thüringen obendrein einen
Corona-Hotspot, der bei den Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern
binnen sieben Tagen den bundesweit höchsten Wert aufweist.

Um die Kontakte weiter zu reduzieren, schränkt das Land den Betrieb
aller Schulen und Kitas ab Dezember ein. So soll es feste
Kita-Gruppen und feste Klassen mit jeweils fest zugeordneten
Erziehern und Lehrern geben. «Das wird sicherlich gerade für die
weiterführenden Schulen eine Herausforderung sein», sagte ein
Sprecher des Bildungsministeriums. Man arbeite an Konzepten und
Lösungen dafür.

Im Thüringer Stufensystem wechseln die Einrichtungen mit den neuen
Regeln ab Dezember landesweit auf die Stufe Gelb. Rot würde die
komplette Schließung bedeuten. «Auch Schulen und Kindergärten müsse
n
einen stärkeren Beitrag zum Infektionsschutz leisten», unterstrich
Minister Holter. Ziel bleibe es, das Recht auf Bildung bestmöglich
umzusetzen.

Außerdem plant der Freistaat, eine weitere Warnstufe einzubauen: In
Landkreisen mit besonders hohen Corona-Infektionsraten von mehr als
200 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen soll es
strengere Schutzmaßnahmen im Bildungssektor geben. Ab Klassenstufe 7
soll dann ein Mindestabstand von 1,5 Metern in den Klassen gelten.
«Dadurch kommt es in der Regel zum Wechselbetrieb aus
Präsenzunterricht und häuslichem Lernen», heißt es in einer
Mitteilung des Ministeriums.

Das bedeutet: Meist werden die Klassen geteilt werden müssen, um den
Abstand einhalten zu können. Die Klassen 1 bis 6 sollen jedoch auch
bei starkem Infektionsgeschehen weiterhin in festen Gruppen betreut
oder unterrichtet werden. Ist eine Schule von einer Infektion
betroffen, bekommt die jeweilige Schulleitung mehr
Handlungsspielraum. Unter anderem sei es dann auch möglich, eine
Maskenpflicht im Unterricht einzuführen, hieß es. «In diesem Fall
sind ausreichende Pausenzeiten von der Maskenpflicht im Tagesablauf
vorzusehen.»

Der Thüringer Lehrerverband (tlv) begrüßte die Entscheidungen
weitgehend und befand auch die Ferienregelung für richtig. «Etwas
Sorge bereitet uns, dass den Schulleitungen in den Landkreisen mit
weniger als 200 Infizierten pro 100 000 Einwohnern nun wichtige, zum
Teil hoch umstrittene Entscheidungen auferlegt sind», erklärte
tlv-Vorsitzender Rolf Busch.

Auch Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) begrüßte
den Kompromiss. «Wenn die Kinder bis einschließlich Klasse 6 regulär

in die Schule gehen, haben die Eltern kein Betreuungsproblem. Mit dem
Distanzunterricht für ältere Schülerinnen und Schüler wird dem
Infektionsschutz Rechnung getragen», erklärte Werner. Der
CDU-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Mario Voigt, bekräftigte die
Forderung, Schulen in Thüringen geöffnet zu halten - auch bis zum
regulären Beginn der Ferien. «Jede Abweichung wäre für die Familien

mit großen Belastungen verbunden.»