Klinikchef: Planbare OPs verschieben - Lage ernster als im Frühjahr

München (dpa/lby) - Die München Klinik hat als Reaktion auf die
steigenden Corona-Zahlen ihren OP-Betrieb auf Notfälle und besonders
dringliche Eingriffe umgestellt - und ruft auch andere Kliniken dazu
auf. «Um Patienten und Mitarbeitende nicht zu gefährden, brauchen wir
die große Solidarität aller Krankenhäuser», sagte der Chef der
München Klinik, Axel Fischer, am Donnerstag.

Die Lage sei ernster als während der ersten Welle, sagte der
Vorsitzende der Geschäftsführung des bundesweit zweitgrößten
kommunalen Klinikums. Deshalb appelliere er an andere Kliniken,
ebenfalls nicht dringliche Operationen zu verschieben. Damit könnten
besonders mit der Versorgung von Corona-Patienten beschäftigte Häuser
- darunter die Uni-Kliniken - entlastet werden.

«Während in der ersten Welle durch den Lockdown mehr qualifizierte
freiwillige Helfer zur Verfügung standen und durch den
Katastrophenfall alle Kliniken zur Pandemiebekämpfung verpflichtet
wurden, zerreißen sich unsere Mitarbeiter aktuell zwischen
Covid-Intensivstation, der 100-jährigen Covid-Patientin mit Demenz
und dem Herzinfarkt im Notfallzentrum.» Hinzu komme saisonal bedingt
ein höherer Krankenstand auch bei Klinik-Mitarbeitern.

Ohne Verteilung der Lasten «halten wir bis zum Frühjahr und den
Reihenimpfungen nicht durch». Viele Pfleger und Ärzte hätten seit
Januar keine Pause. «Auch, wenn die Maßnahmen ein exponentielles
Wachstum bremsen, sehen wir in Deutschland weiterhin tägliche
Neuinfektionen im fünfstelligen Bereich», sagte Fischer. «Wir sehen
heute in der Klinik die Infektionszahlen von vor drei Wochen und
damit wissen wir auch, dass wir uns mindestens weitere vier Wochen
auf steigende Patientenzahlen in den Kliniken einstellen müssen.»