Plan für Abläufe in NRW-Impfzentren - Massenimpfung ab Mitte 2021

Er habe ganz schön «Manschetten» vor der Aufgabe, ganz
Nordrhein-Westfalen zu impfen, räumte NRW-Gesundheitsminister
Karl-Josef Laumann jüngst ein. Ein Empfehlungspapier des Landes gibt
eine Vorstellung davon, wie die Impfkampagne vor Ort ablaufen soll.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Ein Einbahnsystem durch «Impfstraßen» soll
nach Plänen des NRW-Gesundheitsministeriums für einen reibungslosen
Ablauf in den geplanten Impfzentren sorgen. Mit Massenimpfungen gegen
das Coronavirus rechnet das Land allerdings erst ab Mitte 2021, wie
aus einer «Skizze zur Impforganisation in Nordrhein-Westfalen»
hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. In dem Papier
hat das Gesundheitsministerium Empfehlungen zusammengefasst, wie die
Impfkampagne möglichst reibungslos ablaufen kann. «Bild.de» hatte
zuvor berichtet.

In einer Frühphase ab Mitte Dezember könnten demnach zunächst
vulnerable Personengruppen und medizinisches Personal in
Krankenhäusern sowie Pflegekräfte in Heimen geimpft werden, ab März
auch Beschäftigte der kritischen Infrastruktur sowie ambulantes
medizinisches Personal und ambulante Pflegekräfte.

Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte am Donnerstag im Landtag
Hoffnungen auf einen raschen Beginn der Impfungen gemacht. «Wir sind
auf der Zielgeraden», sagte er. Es sei damit zu rechnen, dass der
erste Impfstoff noch in diesem Jahr zugelassen werde.
Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) werde unmittelbar mit
der Verteilung beginnen. «Das ist eine riesige logistische Aufgabe.»

Das spiegelt sich auch in der «Skizze zur Impforganisation» wider:
Das Ministerium geht demnach davon aus, dass alleine in der ersten
Welle mindestens 900 000 Menschen geimpft werden können. Vulnerable
Gruppen sollen vor allem vor Ort in den Heimen oder ihren Wohnungen
geimpft werden. Die gesamte Größenordnung der Gruppe der besonders
gefährdeten Menschen ist laut Papier unbekannt.

Die Größe der 53 Impfzentren, die derzeit geplant werden, soll von
der Einwohnerzahl der Kommune oder des Kreises abhängen: In der
Startphase sollen dort monatlich 10 000 Impfungen je 100 000
Einwohner möglich sein. Für die Millionenstadt Köln wären das
entsprechend etwas mehr als 100 000 Impfungen im Monat. Hinzukommen
etwa 4000 monatliche Impfungen pro 100 000 Einwohner, die mit mobilen
Teams und in Krankenhäusern durchgeführt werden.

Damit die Abläufe möglichst reibungslos laufen, schlägt das Land eine

Struktur mit sogenannten «Impfstraßen» vor, die die Impflinge von der

Anmeldung über die eigentliche Impfung bis hin zum Verlassen der
Impfstelle parallel durchlaufen. Bei der Registrierung soll etwa
geprüft werden, ob sie in dieser Phase bereits berechtigt sind, eine
Impfung zu bekommen.

Reicht beim ambulant tätigen mediznisch-pflegerischem Personal der
Heilberufeausweis, um in einem Impfzentrum geimpft werden zu können,
müssen sich Menschen mit einer chronischen Erkrankung vom Hausarzt an
das Impfzentrum überweisen lassen. Ein hohes Alter lasse sich mit dem
Personalausweis belegen.

In den Impfstellen soll zudem ein Aufklärungsgespräch stattfinden und
geprüft werden, ob individuelle medizinische Gründe gegen eine
Impfung sprechen. Nach der Impfung mitsamt Eintrag in den Impfpass
müssen die Frischgeimpften noch etwa eine halbe Stunde beobachtet
werden, bevor sie wieder gehen dürfen. Ziel sei es, auf «etwaige
Impfreaktionen reagieren zu können».

Die Planungen sehen vor, dass in einer so strukturierten Straße 20
Impfungen pro Stunde und damit im Zweischicht-Betrieb etwa 240
Impfungen pro Tag vorgenommen werden könnten. Entsprechend empfiehlt
das Land, jedes Impfzentrum solle pro 70 000 Einwohner eine
Impfstraße einrichten. So müsste Köln mit seinen mehr als einer
Million Einwohnern mit 14 Straßen planen. Der vergleichsweise dünn
besiedelte Kreis Olpe käme demnach mit zwei Impfstraßen aus.

Geeignete Standorte müssen zudem gut erreichbar sein, über Parkplätze

verfügen und von der Polizei gut zu sichern sein. Für das
Einbahnstraßen-System brauche es zwingend getrennte Ein- und
Ausgänge, Platz für Material und Warteräume. Infrage kommen laut
Ministerium etwa große Messe- oder Turnhallen, Kirchen oder mobil
aufbaubare Strukturen wie Festzelte. Allerdings müsse es - da die
Impfkampagne im Winter beginnt - die Möglichkeit zum Heizen geben.