Handel: Corona-Beschlüsse verschärfen Krise in den Innenstädten

Berlin (dpa) - Die Verlängerung des Teil-Lockdowns in den Dezember
verschärft nach Einschätzung des Handelsverbandes Deutschland (HDE)
die Existenznot vieler Händler in den Innenstädten noch einmal
dramatisch. Durch die Entscheidung von Bund und Ländern würden sich
voraussichtlich noch weitere Umsätze in Milliardenhöhe in den
Online-Handel verlagern, warnte der HDE am Donnerstag.

«Viele Innenstadthändler stehen vor der Insolvenz. Jetzt bricht auch

noch das normalerweise umsatzstarke Weihnachtsgeschäft weg. Das ist
ohne staatliche Unterstützung nicht mehr zu stemmen», sagte
HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.

Der Verband geht davon aus, dass sich durch die Verlängerung des
Teil-Lockdowns Umsätze in Höhe von zwei Milliarden Euro vom
stationären Handel in den Online-Handel verlagern. Damit würden in
diesem Jahr online erstmals 70 Milliarden Euro umgesetzt. Die großen
Verlierer seien viele innerstädtische Händler, denen unter den
Corona-Bedingungen die Kunden und die Umsätze wegbrächen.

«Die Verbraucher werden auch in Corona-Zeiten zu Weihnachten
Geschenke kaufen. Unter den Bedingungen des Teil-Lockdowns erledigen
sie ihre Einkäufe in vielen Branchen aber voraussichtlich oft lieber
online», sagte Genth. Schon in den ersten drei Wochen des
Teil-Lockdowns seien die Umsätze im Innenstadthandel um
durchschnittlich 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen. Im
Bekleidungshandel liege das Minus sogar bei 40 Prozent.

Kritik übte der HDE auch an der Verschärfung der Zugangsregeln im
Einzelhandel, die dazu führt, dass in großen Geschäften künftig
weniger Kunden gleichzeitig einkaufen können. «Mit dieser Regelung
werden wir Warteschlangen vor den Supermärkten, Modegeschäften und
Kaufhäusern erleben. Das schafft neue Gelegenheiten für
Ansteckungen», sagte Genth. Außerdem könnten die Schlangen den
Eindruck erwecken, dass die Ware knapp werde. Was zu Hamsterkäufen
führen könnte.

Ein Sprecher des Handelsverbandes Textil (BTE) klagte, die
Verschärfung signalisiere den Kunden, dass Einkaufen gefährlich sei,
obwohl es dafür gar keinen Beleg gebe. Und sie treffe gerade jene
Unternehmen - etwa große Modehäuser - die schon zuvor am stärksten
unter der Krise gelitten hätten. Doch auch kleine Anbieter würden
indirekt unter den neuen Vorschriften leiden, wenn die großen Häuser
ihre Funktion als Frequenzbringer nicht mehr erfüllen könnten.