Tui zahlt angeschlagenen Reisebüros weiter Provision - Nachfrage mau

Hannover (dpa) - Tui will die finanzielle Beteiligung mehrerer
Tausend Reisebüros in Deutschland an den Buchungsumsätzen trotz
weiterhin schwacher Kundennachfrage aufrechterhalten. Die vielerorts
angeschlagenen Büros sollen auch im neuen Geschäftsjahr zehn Prozent
Provision auf abgeschlossene Reiseverträge erhalten, wenn sie bis
Ende Februar mindestens 100 000 Euro Gesamtumsatz mit Tui-Angeboten
machen. Unterhalb dieser Schwelle erhalten sie noch 7,5 Prozent. Dies
teilte das Unternehmen den Büros nach Angaben vom Donnerstag in einem
internen Schreiben mit. Das Reisejahr 2020/2021 hatte Ende Oktober
begonnen - Umbuchungen aus dem vorherigen Jahr zählen noch mit.

Etliche Büros sind in finanzieller Not, weil die Unsicherheit der
Verbraucher in der Corona-Krise groß bleibt. «Uns ist klar, dass
viele Reisebüros aktuell mit hohen Umsatzeinbußen umgehen müssen und

alle Hoffnungen auf die Entwicklungen des Impfstoffs gerichtet sind»,
erklärte der Tui-Deutschland-Manager Hubert Kluske. «Deshalb haben
wir unsere Vertriebskonditionen angepasst und belassen weiterhin
einen Provisionsabschlag von 10 Prozent.» Der Tui-Konzern wird
derzeit auch mit staatlichen Milliardenkrediten unterstützt.

Kunden hatten in diesem Jahr häufig Reisen storniert - das angezahlte
Geld müssen sie zurückerhalten, sofern sie nicht umbuchen oder einen
Gutschein akzeptieren. Im August hatte Tui mit dem Betriebsrat
Verhandlungen über die Schließung konzerneigener Büros begonnen. Nach

Informationen des Touristik-Fachblatts «fvw» soll es um bis zu 60 von
etwa 450 Tui-Vertretungen in Deutschland gehen, die bis Ende
September 2021 dichtgemacht werden könnten. Die Gespräche hierzu
sollen nach Unternehmensangaben 2021 weitergehen.

Wegen der häufigeren Nutzung von Online-Buchungen hatten zahlreiche
stationäre Reisebüros schon vor der Pandemie zu kämpfen. Tui baut den

Vertrieb um, Konzernchef Fritz Joussen setzt auf mehr digitalen
Kundenkontakt und einen einheitlichen Markenauftritt auch im Netz.

Für bestimmte Urlaubsregionen meldete Tui zuletzt wieder eine höhere
Nachfrage. «Der Start in das neue Reisejahr 2020/21 ist für viele
Veranstalter und Reisebüros enttäuschend verlaufen», hieß es. Aber

die Reiselust sei dennoch zu spüren: «Das erkennen wir an den
verhältnismäßig guten Buchungszahlen für die Kanaren.» Auch Ziele
im
Indischen Ozean wie die Malediven oder Seychellen liefen gut.