Arzt warnt vor Weihnachts-Engpass in Praxen: «Haben alles gegeben»

Karlsruhe (dpa) - Alle reden über Weihnachten im Corona-Jahr - wie
wird es zu diesem Zeitpunkt um die medizinische Versorgung bestellt
sein? Aus der persönlichen Sicht des Hausarztes Stefan Mathias Fuchs
wird sich die Lage über die Feiertage verschärfen. Der ärztliche
Bereitschaftsdienst sei in dieser Zeit eh schon «heillos überlaufen»,

sagte der Karlsruher der Deutschen Presse-Agentur. «Ein Kollege
vertritt neun andere.»

Auch er werde seine Praxis über die Feiertage schließen, um sich und
seinen Mitarbeitern Erholung zu ermöglichen. «Wir haben schon am
Anfang der Pandemie alles gegeben», sagt Fuchs. «Irgendwann sind die
Kräfte weg.»

Der Allgemeinmediziner betreibt eine Schwerpunktpraxis, in der er den
Angaben nach während einer zweistündigen Sprechstunde jeden Tag bis
zu 40 Corona-Verdachtsfälle behandelt. Darunter seien sechs bis acht
Corona-Infizierte, sagt Fuchs. Die übrigen Patienten seien in der
Regel an einem üblichen Winterinfekt erkrankt. Mangels
Testkapazitäten werde derzeit auch nicht jeder getestet.

«Wir merken im Moment ein bisschen, dass die Zahlen nicht mehr so
stark steigen.» Es kämen dafür mehr Patienten mit Folgeerscheinungen:

«Ihnen geht es langwieriger schlecht, sie fühlen sich schlapp, können

sich schlecht konzentrieren.»

Mit Blick auf Weihnachten sagt Fuchs: «Wir könnten ein normales Fest

feiern, wenn alle diszipliniert wären.» Aus epidemiologischer Sicht
hieße das, alle bleiben bis dahin zu Hause. «Wir sind aber soziale
Wesen, wir wollen feiern», so der Mediziner. «Wenn jetzt irgendwo ein

Ventil geöffnet wird, wird erstmal nachgeholt, was acht Wochen
unterdrückt wurde.» Daher sei die entscheidende Frage, ob es gelinge,
die Infektionszahlen vor Weihnachten deutlich zu senken.