Hamburg errichtet Impfzentrum in den Messehallen

Hamburgs rot-grüner Senat will in den Messehallen ein Impfzentrum mit
einer Kapazität von bis zu 7000 Impfungen pro Tag errichten. Aus
Sicht der CDU-Opposition und auch der Linken ist das viel zu wenig.

Hamburg (dpa/lno) - Hamburg errichtet in den Messehallen ein
zentrales Impfzentrum für täglich bis zu 7000 Corona-Impfungen.
«Sobald ein Impfstoff angeliefert werden kann, werden wir in Hamburg
mit den Impfungen beginnen», erklärte Sozialsenatorin Melanie
Leonhard (SPD) am Donnerstag. Nach Angaben der Sozialbehörde wird das
Zentrum spätestens Mitte Dezember einsatzfähig sein. Die CDU-Fraktion
kritisierte das Impfkonzept des Senats als unvollständig und wenig
vorausschauend.

«Vermutungen sind (...) die wesentliche Grundlage dieses
Senatskonzepts», erklärte der CDU-Gesundheitsexperte Stephan Gamm.
Der Senat habe lediglich ein zentrales Impfzentrum für ganz Hamburg
angekündigt. «Im Vergleich dazu planen unsere Nachbarn in
Schleswig-Holstein bei knapp 2,9 Millionen Einwohnern mit 28
Impfzentren und bis zu 42 000 Impfungen täglich.» Auch wenn noch
nicht feststehe, wie viel Impfstoff zu Beginn zur Verfügung stehen
werde, «erscheinen die bis zu 7000 Impfungen in den Messehallen am
Tag bei rund 1,85 Millionen Einwohnern als viel zu gering.»

Ähnlich kritisch äußerten sich die Linken. Sie verlangen weitere
Impfzentren in Harburg und Bergedorf. «Besonders ältere Menschen, die
zu Risikogruppen gehören, sind häufig in ihrer Mobilität
eingeschränkt», sagte der Linken-Gesundheitsexperte Deniz Celik.
Ihnen seien keine stundenlangen Fahrzeiten zuzumuten. Der
Linken-Fraktionsvorsitzende in der Bezirksversammlung Harburg, Jörn
Lohmann, fragte: «Wieso können andere Großstädte wie etwa Berlin
sechs Impfzentren planen und Hamburg denkt an ein einziges?»

Wer zuerst geimpft wird, wird bundeseinheitlich gesetzlich geregelt.
Eine Konkretisierung der Empfehlungen der unabhängigen Ständigen
Impfkommission beim Robert Koch-Institut erwartet die Behörde Anfang
Dezember. Voraussichtlich würden zunächst nur Beschäftigte aus dem
medizinisch-pflegerischen Bereich, Personal in der kritischen
Infrastruktur sowie Angehörige von Risikogruppen geimpft. Die Kosten
teilen sich Hamburg und der Bund.

Während medizinisches Personal auch am Arbeitsort geimpft werden
könnte, stehe für Menschen mit systemrelevanten Berufen dann das
Impfzentrum zur Verfügung. Für Menschen aus Risikogruppen, etwa für
Pflegeheimbewohner, plane die Stadt auch mobile Impfteams.

Leonhard betonte, wenn ein Impfstoff in Deutschland zugelassen sei,
dann sei er auch sicher. Über das kommende Jahr hinweg werde auch
immer mehr Impfstoff zur Verfügung stehen. «Mit dieser Perspektive
kommen wir gemeinsam etwas schwungvoller durch die verbleibenden
Winterwochen», erklärte Leonhard.

Für den CDU-Gesundheitsexperten Gamm lässt der Senat wie schon beim
Aufbau von ausreichenden Kapazitäten für die Kontaktnachverfolgung
auch bei seinem Impfkonzept die Chance verstreichen, aktiv satt
reaktiv zu handeln. «Der Senat belegt damit, dass er nicht fähig ist,
aus den Fehlern der vergangenen neun Monate zu lernen.» Die Pläne des
Senats seien weder ganzheitlich noch vorausschauend und erweckten den
Eindruck, dass der Senat die Bedeutung der Impfungen im Kampf gegen
die Corona-Pandemie noch nicht erfasst habe.