Ramelow mahnt: neue Regeln im Kreis Hildburghausen beachten

Der Landkreis Hildburghausen gilt derzeit als Deutschlands
schwierigster Corona-Hotspot. Dennoch protestierten am Mittwoch
Hunderte gegen die strengen Infektionsschutzregeln - sehr zum Ärger
von Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke).

Erfurt (dpa/th) - Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke)
hat an die Menschen im Corona-Hotspot-Landkreis Hildburghausen
appelliert, sich an die neuen Infektionsschutzregeln zu halten. Es
gebe ein großes Bemühen, mit strengeren Maßnahmen «Leib und Leben v
on
Menschen zu schützen», sagte er am Mittwoch nach einer Schalte der
Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Er habe
aber Bilder gesehen, die zeigten, dass sich mehrere Hundert Menschen
auf dem Marktplatz versammelt hätten.

Diese Menschen, so Ramelow, hätten damit das Signal gegeben, dass sie
das Infektionsgeschehen in ihrem Kreis nicht interessiere. «Sie sind
zwar in dem Landkreis, in dem die höchste Infektionsrate in ganz
Deutschland ist, aber sie signalisieren, dass sie die Maßnahmen zur
Unterbindung der Infektionen wohl eher ablehnen», sagte Ramelow.

In der Stadt Hildburghausen hatten sich am Mittwochabend nach Angaben
der Polizei rund 400 Menschen - entgegen der geltenden Thüringer
Infektionsschutzverordnung und der Allgemeinverfügung des Landkreises
Hildburghausen - auf dem Marktplatz versammelt, um gegen die strengen
Regeln zu demonstrieren.

Um die Proteste zu beenden, setzten Beamten auch Pfefferspray ein,
wie die Polizei in der Nacht zum Donnerstag mitteilte. Mehrfache
kommunikative Versuche, die Teilnehmer zum Verlassen der
Demonstration zu bewegen, seien fehlgeschlagen. Verletzte gab es den
Angaben zufolge nicht. Gegen 20.45 Uhr seien die Proteste beendet
gewesen.

Die Polizei stellte bei der Demonstration zahlreiche Verstöße gegen
die geltenden Infektionsschutzregelungen fest. So seien etwa die
Mindestabstände nicht eingehalten worden und Masken nicht getragen
worden. Insgesamt seien mehr als 30 Anzeigen erstattet worden, hieß
es.

In Hildburghausen gab es laut Zahlen des Robert Koch-Instituts von
Mittwoch 526,9 Infektionsfälle auf 100 000 Einwohner pro Woche - das

ist das bundesweit stärkste Infektionsgeschehen. Ab einem Wert von 50
gilt eine Region als Risikogebiet.

Ramelow appellierte an die Menschen in Hildburghausen, solidarisch zu
sein und «sich gegenseitig zu helfen und sich zu unterstützen».
Gerade im Raum Südthüringen sei die Situation in den
Intensivstationen der Krankenhäuser angespannt. «Wenn man dann auch
noch mit einer größeren Form von Missachtung und Leugnung glaubt,
darauf reagieren zu können, erweist man seinen Mitbürgern einen
Bärendienst», sagte Ramelow.