Schwerelosigkeit könnte Stress bei Astronauten verursachen

Tübingen (dpa) - Untersuchungen des Blutes von Astronauten deuten auf
ein erhöhtes Stresslevel bei einem längeren Aufenthalt in der
Schwerelosigkeit hin. Sie haben eine stärkere Konzentration
bestimmter DNA-Stückchen im Blut, sogenannte cfDNA, wie ein
internationales Team herausgefunden hat. «Für die Studie haben wir
das Blut eines Nasa-Astronauten vor, während und nach seinem Einsatz
auf der ISS untersucht und es mit dem Blut seines eineiigen
Zwillingsbruders auf der Erde verglichen», sagte Daniela Bezdan vom
Universitätsklinikum Tübingen. Die 1964 geborenen Zwillingsbrüder
Mark und Scott Kelly haben schon bei zahlreichen Untersuchungen
mitgemacht. Sie waren jeweils einige Male im All.

Die Forscher erhoffen sich mit Hilfe der Studie auch eine bessere
medizinische Überwachung von Astronauten während ihrer Weltraumflüge.

Zellveränderungen könnten mithilfe von Blutmarkern in Zukunft an Bord
der Raumfähren analysiert werden, wie Bezdan erklärte. «Astronauten
sind darin trainiert Blut abzunehmen.»

Proben könnten auch mittels Kapseln von der Internationalen
Raumstation ISS auf die Erde geschickt werden, um sie in Laboren
genauer zu untersuchen. «Wir haben das schon in der Zwillingsstudie
getestet.» Die Forschungsergebnisse sollen auch Ansätze für möglich
e
Medikamente und Behandlungstherapien liefern, die bei längeren
Weltraumflügen wie etwa zum Mars zum Einsatz kommen könnten.

Der Wirtschaftszweig des Raumfahrt-Gesundheitswesens wachse
wirtschaftlich enorm, so Bezdan. «Ich hoffe, dass ich durch meine
Arbeit Deutschland als Weltraumwissenschaftsstandort weiter bekannt
machen kann.» Die Studie aus Tübingen war Teil eines Paketes von 20
Fachartikeln zur Weltraumforschung, die in unterschiedlichen
Journalen des Verlags Cell Press veröffentlicht wurden.