Berlins Schulen warten noch auf Luftfiltergeräte

Geräte mit Luftfiltern können helfen, das Infektionsrisiko während
der Corona-Pandemie zu verringern. Zumindest ein Teil der Berliner
Schulen soll welche bekommen. Lüften wird dadurch aber nicht
überflüssig.

Berlin (dpa/bb) - Berlins Schulen sollen wegen der andauernden
Corona-Pandemie mit 1200 Luftfiltergeräten ausgestattet werden. Dafür
stehen nach Angaben der Senatsverwaltung für Bildung 4,5 Millionen
Euro aus Landesmitteln zur Verfügung. Die Luft zu filtern, bietet
sich vor allem in Räumen an, in denen Lüften schwierig ist. «Die
Beschaffung der Luftfiltergeräte ist im Gange», teilte der Sprecher
der Bildungsverwaltung, Martin Klesmann, mit. «Den Bezirken wurde
eine Auftragsvergabe ohne Teilnahmewettbewerb empfohlen.» Das Ziel
sei, eine schnellstmögliche Lieferung zu ermöglichen.

Bis die rund 1200 Geräte in den Schulen angekommen sind, dürfte es
allerdings noch etwas dauern, wie eine Umfrage unter den Berliner
Bezirksämtern zeigt. Viele der gut 800 Berliner Schulen brauchen sich
für dieses Jahr keine Hoffnung mehr zu machen. Manche dürften ohnehin
leer ausgehen. Es ist nicht vorgesehen, dass die Geräte
flächendeckend zum Einsatz kommen. Zuvor hatten die «Berliner
Morgenpost» und der «Tagesspiegel» (Mittwoch) über das Thema
berichtet.

Schon bei den Erwartungen an die Kosten für die Geräte gibt es je
nach Bezirk zum Teil deutlich abweichende Erwartungen. Rechnerisch
darf ein Luftfiltergerät 3750 Euro kosten, damit die vom Senat
vorgesehene Summe reicht.

Die Senatsverwaltung empfiehlt für die Anschaffung Geräte mit Filtern
mindestens der Klasse Hepa 13, die außerdem nicht lauter als 40
Dezibel sein und keine deutliche Zugluft erzeugen sollen. Wie
vernünftig die Anschaffung von Luftfiltergeräten ist, gilt als
umstritten. Laut einer Untersuchung hessischer Wissenschaftler ist
Stoßlüften deutlich wirksamer.

Forscher der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) hatten dafür
in einem nicht genutzten Klassenzimmer die Wirkung auf zuvor
freigesetzte Aerosole ermittelt. «Als wesentliches Resultat zeigte
sich, dass die Stoßöffnung aller Fenster über drei Minuten bei
Außentemperaturen von 7 bis 11 Grad Celsius die eingebrachte
Konzentration an Aerosolen bis zu 99,8 Prozent senkte», teilte die
THM mit. Mit vier mobilen Luftfiltergeräten in dem Raum sei nach etwa
30 Minuten eine um 90 Prozent verringerte Konzentration gemessen
worden.

In Berlin sind die Bezirke gerade dabei, sich um Luftfiltergeräte zu
bemühen. Der Planungsstand ist überall ähnlich. Das Bezirksamt in
Spandau hat den Bedarf an den Schulen ermittelt und will nun Angebote
einholen. Geräte sollen für 72 unzureichend zu belüftende Räume an

Spandauer Schulen angeschafft werden. Wie schnell sie zum Einsatz
kommen, hänge unter anderem davon ab, wie schnell die Anbieter
liefern könnten.

Das Bezirksamt Reinickendorf kalkuliert mit 270 000 Euro für die
Anschaffung. Das Vergabeverfahren werde zurzeit vorbereitet. «Das
Bezirksamt hofft, dass die Geräte noch bis zum Ende des Jahres zum
Einsatz kommen werden.» Sicher sei das aber nicht.

Das Bezirksamt in Mitte, das dafür über knapp 260 000 Euro verfügt,
hat ebenfalls noch keine Geräte bestellt. «Die Beschaffung soll so
schnell wie möglich vorgenommen werden.» Ein Verhandlungsverfahren
ohne Teilnehmerwettbewerb, wie von der Bildungsverwaltung gewünscht,
gehe schneller als normale Vergabeverfahren, benötige aber ebenfalls
Zeit, etwa für die Markterkundung.

Auf den Bezirk Neukölln entfallen rund 268 000 Euro. Derzeit läuft
die Bedarfsabfrage in den Schulen. «Fest steht, dass mit den zur
Verfügung gestellten Mitteln nur rund 76 Geräte - bei einem
zugrundliegendem Gerätewert von 3500 Euro - für unsere 59 Schulen
angeschafft werden können.» Ob der Bedarf darüber gedeckt werde, sei

abzuwarten. «Einen Einsatztermin zu benennen, wäre zum aktuellen
Zeitpunkt allerdings spekulativ.»

In Pankow stehen 361 000 Euro zur Verfügung. «Nach einer
Markterkundung gehen wir von einem Stückpreis von circa 3000 Euro
aus, so dass eine Größenordnung von 120 Geräten bei über 60 Schulen

im Bezirk realistisch ist. Bei kurzen Lieferzeiten ist eine
Aufstellung der Geräte noch vor den Weihnachtsferien angestrebt.»

Das Bezirksamt Lichtenberg rechnet nach eigenen Angaben damit, dass
die Geräte erst im neuen Jahr zum Einsatz kommen. Zur Verfügung
stehen 275 000 Euro. Kalkuliert wird dort mit einem Stückpreis von
2500 Euro, womit sich 110 Geräte finanzieren ließen.

Das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf hofft, die ersten Geräte im
Januar, spätestens im Februar einsetzen zu können. Es arbeitet bei
der Ausschreibung nach eigenen Angaben mit einem externen Vergabebüro
zusammen und will nicht nur das Angebot eines Anbieters einholen. Zur
Verfügung stehen 250 000 Euro.

Auch im Bezirksamt Treptow-Köpenick sind noch keine Bestellungen
rausgegangen. Derzeit wird ausgewertet, wie der Bedarf an den Schulen
ist. «In Anhängigkeit von den tatsächlichen Lieferzeiten werden die
Geräte vermutlich Anfang 2021 zum Einsatz kommen.»