Bayerische Kliniken in Corona-Pandemie noch nicht an Belastungsgrenze

Noch haben die Krankenhäuser im Freistaat Kapazitäten - sowohl für

Covid-19-Patienten als auch für andere Behandlungen. Doch wenn die
Zahlen auf jetzigem Niveau bleiben, müssen viele OPs wohl wieder
verschoben werden. Auch, weil es nicht genug Fachkräfte gibt.

München (dpa/lby) - Bei der Behandlung von Corona-Infizierten sehen
sich die bayerischen Kliniken derzeit noch nicht an ihren Grenzen -
hoffen aber auf ein rasches Sinken der Infektionszahlen. «Ein
möglichst harter, möglichst strikter Lockdown würde uns größtmö
gliche
Entlastung schaffen», sagte der scheidende Geschäftsführer der
Bayerischen Krankenhausgesellschaft, Siegfried Hasenbein, am Mittwoch
in München.

«Wir brauchen keine Seitwärtsbewegung der Infektionszahlen, sondern
wir brauchen eine deutliche Rückwärtsbewegung.» Schon jetzt seien
einige Häuser in besonders betroffenen Regionen an ihrer
Belastungsgrenze, sagte Hasenbein. Die Kliniken reagierten, indem sie
untereinander eng kooperierten, Patienten verlegten oder sich mit
Personal aushülfen. Vor allem der Fachkräftemangel sei die
Achillesferse des Systems, erläuterte Hasenbein.

Da Pfleger und Ärztinnen aber nicht aus dem Hut gezaubert werden
könnten, werde die entscheidende Maßnahme sein, in den kommenden
Wochen nicht notwendige Operationen auszusetzen. «Es wäre aber nicht
angemessen und richtig, planbare Behandlungen kollektiv und
vollständig zu verschieben», zog Hasenbein die Lehren aus dem ersten
Lockdown im Frühjahr. «Wir müssen auf ein intelligentes
Steuerungssystem setzen, damit wir Covid-Patienten und die dringend
notwendigen, sogenannten planbaren Eingriffe vereinbaren können.»

Auch dürfe es nicht erneut dazu kommen, dass sich Patienten mit
ernsthaften Erkrankungen aus Angst vor einer Ansteckung nicht in die
Kliniken trauten.

Seit Monaten steht die Corona-Pandemie in Bayerns Krankenhäusern im
Mittelpunkt - doch auch darüber hinaus gibt es drängende Themen: Die
Finanzierung der teils kleinen und defizitären Häuser etwa, eine zu
langsame Digitalisierung oder eine überbordende Bürokratie aufgrund
immer komplexerer Vorschriften. «Das Gesundheitswesen zukunftsfähig
zu machen, bedeutet auch, die Regelungen wieder einfacher zu machen»,
sagte der neue Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft, Roland
Engehausen.

Auch die Finanzierung müsse neu geregelt werden. Statt sie wie
bislang von möglichst hohen Patientenzahlen abhängig zu machen, müsse

zusätzlich bereits das Vorhalten der grundlegenden Infrastruktur an
sich vergütet werden. Engehausen plädierte zudem für ein deutlich
höheres Tempo bei der Digitalisierung, bei gleichzeitig extrem hohen
Schutz der sensiblen Patientendaten.