Kinder und Corona: viele offene Fragen

Berlin (dpa) - Kinder nehmen nach derzeitigen Erkenntnissen wohl eine
eher untergeordnete Rolle für den Verlauf der Corona-Pandemie ein -
auch wenn viele Fragen nicht abschließend geklärt sind. «Wir wissen,

dass sie nicht so häufig und nicht so schwer krank werden», sagt der
Abteilungsleiter am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der
Uniklinik Freiburg, Philipp Henneke. «Wer weniger Symptome hat, ist
in der Regel auch weniger ansteckend.»

Wissenschaftlich gesichert ist beim Thema Corona und Kinder indes
weiterhin wenig. Zwar gibt es viele Untersuchungen - jedoch mit teils
recht unterschiedlichen Ergebnissen. Die Weltgesundheitsorganisation
(WHO) fasste jüngst sehr allgemein zusammen: Kinder jeden Alters
können infiziert sein und das Virus auf andere übertragen. Studien
legten zudem nahe, dass Kinder unter zehn Jahren weniger ansteckend
seien als ältere Kinder, so die WHO. Eine aktuelle Meta-Analyse
britischer Forscher sieht Anzeichen dafür, dass Kinder eine
untergeordnete Rolle bei der Weitergabe des Virus spielen.

Zu vielen spezifischen Fragen gibt es bislang kaum allgemeingültige
Daten, sondern nur «Momentaufnahmen», erklärt Henneke. «Es ist auch

sehr schwierig, bestimmte Aspekte zu untersuchen.» Unentdeckte
Infektionen bei Kindern sind dabei ein grundlegendes Problem, etwa
wenn man die Ansteckungen innerhalb einer Familie nachvollziehen
will. Wenn ein Kind keine Symptome gehabt hat, aber ein anderes
Familienmitglied schon - woher weiß man dann im Nachhinein, wer wen
angesteckt hat?

Eine aktuelle Studie des Helmholtz Zentrums München ergab etwa, dass
in Bayern sechsmal mehr Kinder mit dem Coronavirus infiziert waren
als gemeldet. Die Wissenschaftler hatten knapp 12 000 Blutproben von
Kindern zwischen 1 und 18 Jahren mit einem speziellen Antikörpertest
untersucht. Knapp 50 Prozent der Probanden mit Antikörpern - diese
Stoffe weisen auf eine durchgemachte Infektion hin - hatten keine
Symptome. Großangelegte, längerfristige Untersuchungen wie diese sind
nötig, um genauere Erkenntnisse zu Kindern und Corona zu bekommen.
Einige solche Studien sind in Deutschland bereits gestartet.