Russland: Höchststand bei Corona-Toten und hohe Übersterblichkeit

Moskau (dpa) - Russland hat mit 507 Coronavirus-Toten am Mittwoch
einen neuen Tages-Höchststand verzeichnet. Die Zahl der Toten stieg
auf insgesamt 37 538, wie Behörden in Moskau mitteilten. Zuletzt
hatte sich auch Kremlchef Wladimir Putin besorgt gezeigt über die
hohen Sterberaten. Insgesamt sind im flächenmäßig größten Land de
r
Erde weiter Zweifel verbreitet, ob die Behörden das ganze Ausmaß der
Corona-Krise wiedergeben.

Das unabhängige russische Portal Mediazona (zona.media) rechnete aus,
dass es von April bis Oktober etwa 120 000 Tote mehr gegeben habe als
im Schnitt der vergangenen fünf Jahre für diesen Zeitraum. Die
Übersterblichkeit habe demnach bei rund 18 Prozent gelegen. Der
Oktober war laut Russlands Statistikbehörde nicht voll erfasst.

Im Juni etwa starben in Russland 162 758 Menschen. Das waren 25 521
Tote mehr als im Juni 2019 (137 237), wie aus der zentralen Statistik
hervorgeht. Die russischen Behörden sehen sich seit längerem dem
Vorwurf ausgesetzt, das wahre Ausmaß der Corona-Pandemie nicht
offenzulegen. Der Experte für Bevölkerungsentwicklung, Alexej
Rakscha, der das kritisiert hatte und im Statistikamt seine Arbeit
verlor, sagte, es gebe auch andere Gründe für die Übersterblichkeit.


Viele Todesfälle könnten auch auf eine Überlastung des
Gesundheitssystems zurückzuführen sein, weil etwa andere Patienten
nicht behandelt werden könnten. Zu der Übersterblichkeit in den
Zeiten der Pandemie teilte Kremlsprecher am Dienstag mit, dass dies
«ein Thema tieferer Analyse» sei.

In Russland stieg die Zahl der Corona-Fälle am Mittwoch nach
offiziellen Angaben um 23 675 Neuinfektionen. Zum Vergleich: In
Deutschland wurden 18 633 Corona-Neuinfektionen binnen 24 Stunden
gemeldet. Die Gesamtzahl der Todesfälle stieg auf 14 771.