Ärztekammer: Medizinische Versorgung regional gefährdet

Dresden (dpa/sn) - Die Landesärztekammer sieht durch das
Corona-Infektionsgeschehen die medizinische Versorgung in einigen
Regionen Sachsens akut gefährdet. «Ostsachsen ist schon an der Grenze
der Belastbarkeit», sagte Präsident Erik Bodendieck am Mittwoch in
Dresden. In Görlitz seien die Krankenhäuser schon dicht und Patienten
würden verlegt. «Das ist bedrohlich und ein bedenkliches Zeichen.»
Die Lage im Freistaat insgesamt beschrieb er als «kritisch, aber
nicht hoffnungslos».

Nach seinen Angaben werden aktuell 1447 Corona-Patienten landesweit
auf infektiologischen Stationen behandelt, 324 davon auf
Intensivstationen. Die Auslastung der geplanten Kapazitäten liege bei
80 beziehungsweise 75 Prozent. In den nächsten zwei Wochen werde eine
Stagnation im Normalbereich, aber ein weiterer Anstieg im
Intensivbereich erwartet, wobei Covid-19-Erkrankte dort länger als
übliche Patienten betreut werden.

In der Region Dresden/Ostsachsen sind laut Bodendieck derzeit noch 34
Intensivbetten frei, in Chemnitz/Westsachsen 31 und in Nordsachsen
24. Auch im Erzgebirge sinken die Infektionszahlen nicht richtig,
auch dort werde die Situation kritisch. Daher gelte es,
Bettenkapazitäten für Corona-Patienten zu erhöhen. Dafür sollten
andere Krankenhäuser wie Rehakliniken wieder zur Betreuung anderer
Patienten genutzt, und, «sicherheitshalber», ein Notkrankenhaus
aufgebaut werden.

Angesichts des verschärften Personalmangels im medizinischen und
Pflegebereich forderte Bodendieck, das Arbeitszeitgesetz und die
Personaluntergrenzen in Krankenhäusern während der Corona-Krise
befristet auszusetzen. «Ärzte und Pfleger, die jetzt mehr arbeiten
müssen, müssen die geleisteten Überstunden auch bezahlt bekommen und

die Kliniken Personal flexibel einsetzen können.» Wenn sich die Lage
weiter verschärfe, müsse darüber diskutiert werden, dass infizierte
und nicht erkrankte Mitarbeiter am Patienten arbeiten. «Das möchten
wir lieber vermeiden, aber es könnte notwendig sein.»