Bayerns AfD-Fraktion interpretiert dänische Masken-Studie falsch von Sebastian Fischer, dpa

Sind Mund-Nasen-Bedeckungen in der Corona-Pandemie nutzlos? Ja, sagt
die bayerische AfD-Fraktion und beruft sich auf eine aktuelle Studie.
Doch so klar wie behauptet, ist die Sache dann doch nicht.

München (dpa) - Die bayerische AfD-Fraktion hat den Nutzen von Masken
in der Corona-Pandemie bestritten und sich dabei auf eine Studie aus
Dänemark bezogen. Die zitierten Forscher sehen das aber ganz anders.

BEHAUPTUNG: «Bahnbrechende dänische Studie: Masken sind gegen Corona
nutzlos», heißt es am Montag in einem Facebook-Post der AfD-Fraktion.

BEWERTUNG: Falsch.

FAKTEN: Die dänischen Forscher untersuchten lediglich, inwieweit
Masken die Träger selbst schützen - und nicht, wie sich eine
Mund-Nasen-Bedeckung auf Kontaktpersonen auswirkt. Auf diesen
wichtigen Unterschied macht die AfD-Fraktion nicht aufmerksam.

Für die am 18. November veröffentlichten Studie wurden im Frühjahr
einige Tausend Probanten in Dänemark in etwa zwei gleich große
Gruppen geteilt. Über vier Wochen sollten die einen, wenn sie das
Haus verließen, eine chirurgische Maske tragen, die anderen keine.
Seinerzeit war es in dem EU-Land unüblich, Mund-Nasen-Bedeckungen
unter freiem Himmel zu tragen - so, «dass die Studienteilnehmer
überwiegend Menschen ohne Maske begegneten», heißt es in dem Papier.


Bei dem Experiment infizierten sich mit dem Coronavirus 1,8 Prozent
derjenigen, die die Maske trugen; 2,1 Prozent waren es in der Gruppe,
die sie nicht aufsetzte. Die dänischen Forscher hatten eigentlich
damit gerechnet, dass ein Mundschutz das Infektionsrisiko halbieren
würde. Das konnte nicht bestätigt werden. Vielmehr habe es keinen
statistisch signifikanten Unterschied in der Infektionsrate zwischen
beiden Gruppen gegeben.

In sozialen Medien erhielt die Studie daher massive Aufmerksamkeit.
Häufig wurde sie als Beweis für die Nutzlosigkeit von Masken bei der
Bekämpfung der Pandemie herangezogen. Doch solch einer Auslegung
widersprechen sogar die Autoren: Die Ergebnisse könnten nicht dazu
verwendet werden, «die weit verbreitete Verwendung von Masken (...)
als wirksames Mittel zur Reduzierung von Sars-CoV-2-Infektionen in
Frage zu stellen», heißt es in ihrer Pressemitteilung - unter anderem
weil die Wirkung auf Kontaktpersonen nicht untersucht wurde.

Die US-Gesundheitsbehörde CDC und die Weltgesundheitsorganisation
(WHO) kommen in ihren Auswertungen zahlreicher wissenschaftlicher
Studien über dieses Thema zu dem Schluss: Eine Maske schütze nicht
nur andere vor Ansteckung, sondern womöglich sogar die Träger.
Mund-Nasen-Bedeckungen könnten künftige Lockdowns vermeiden, so die
CDC - insbesondere in Kombination mit Abstand halten, Hygieneregeln
und Belüftung. Auch die WHO fordert, neben dem Maskentragen weitere
Maßnahmen gegen eine Virenübertragung zu ergreifen.