SPD-Chefin Esken für Wechselunterricht - Lehrer fordern klare Linie

Berlin (dpa) - Vor dem Corona-Spitzengespräch am Mittwoch fordert
SPD-Chefin Saskia Esken eine Entlastung der Schulen durch
Wechselunterricht - also Klassenteilung und abwechselndes Lernen zu
Hause und in der Schule. Um dies zu ermöglichen, habe der Bund die
Länder bei der digitalen Ausstattung der Schulen, Schüler und Lehrer
unterstützt, sagte Esken dem «Tagesspiegel» (Mittwoch). «Auch
gestufte Anfangs- und Pausenzeiten sind empfehlenswert, gerade auch
zur Entzerrung des Schülertransports.» In den Schulbussen seien die
Kinder und Jugendlichen «teils wie die Sardinen untergebracht».

Aus Sicht der Lehrergewerkschaft GEW besteht bei der Digitalisierung
indes noch dringender Nachholbedarf. Die Anschaffung entsprechender
Endgeräte für Lehrkräfte und Schüler müsse beschleunigt werden,
außerdem brauche es eine datenschutzkonforme digitale Infrastruktur
und genügend IT-Systemadministratoren. Was den Wechselunterricht
angehe, so bräuchten die Schulen «eine klare Ansage» von Bund und
Ländern, bei welcher Entwicklung des Infektionsgeschehens der
Präsenzunterricht einzuschränken sei, sagte Gewerkschaftschefin
Marlis Tepe dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Mittwoch). «Bisher
hat die Politik leider nicht so gut vorgearbeitet, dass vom
Präsenzunterricht reibungslos in das digitale Lernen umgeschaltet
werden kann.»

Einer der Streitpunkte bei den Verhandlungen zwischen
Länderregierungen und Kanzleramt über einen Corona-Plan bis Januar
könnte am Mittwoch der Schulferienbeginn im Dezember werden. Die Idee
eines vorgezogenen Beginns der Weihnachtsferien findet die
SPD-Vorsitzende Esken überlegenswert: Dies könne «dem Schutz von Oma

und Opa dienen, weil so den Familientreffen an den Weihnachtstagen
eine Quarantäne vorangehen könnte», sagte sie dem «Tagesspiegel».


Der Bundeselternrat zweifelt den Nutzen eines früheren Ferienbeginns
an. Er sei skeptisch, ob die zusätzlichen freien Tage auch wirklich
zu einer freiwilligen Selbstisolierung genutzt würden, sagte der
Gremiumsvorsitzende Stephan Wassmuth der «Welt». Allerdings wäre ein

etwas früherer Ferienbeginn aus seiner Sicht auch kein sonderlich
großes Problem: «Die Lehrer neigen derzeit ohnehin dazu, ihren Stoff
in hohem Tempo durchzupeitschen, weil sie befürchten, dass demnächst
wieder Schulschließungen oder Quarantäne drohen. Insofern machen zwei
Tage Ferien nicht mehr viel aus.»