Woidke sieht Maßnahmen als «Gratwanderung» - mehr Tests für Schulen

Brandenburger müssen sich in der Corona-Krise auf strengere
Kontaktbeschränkungen einstellen. Der Regierungschef spricht von
schwierigen Entscheidungen. Sein Ziel: Schulen und Kitas offen
halten. Das Land justiert deshalb seine Teststrategie nach.

Potsdam (dpa/bb) - Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke
(SPD) hat vor den Beratungen der Länderchefs mit Bundeskanzlerin
Angela Merkel (CDU) über die weiteren Corona-Beschränkungen von
schwierigen Entscheidungen gesprochen. «Uns eint der klare Wille, die
Pandemie zurückzudrängen, ohne die Menschen dabei über Gebühr zu
belasten», sagte Woidke am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur nach
den Gesprächen mit seinen Länderkollegen am Montagabend. «Es ist eine

Gratwanderung. Aber wir werden es gemeinsam schaffen.»

Woidke zeigte sich zuversichtlich, dass es bei der Konferenz am
Mittwoch zu klaren Beschlüssen kommt. «Die konstruktiven Gespräche
aller Ministerpräsidenten gestern Abend machen mich zuversichtlich,
dass wir morgen mit der Bundesregierung zu einem guten Ergebnis
kommen», sagte er. Wichtig sei es, den Menschen für die nächsten
Wochen eine gewisse Planungssicherheit zu geben. «Entscheidend ist
für uns auch, dass Kitas und Schulen offen bleiben.»

Die Landesregierung will unterdessen ihre Teststrategie für Schulen
und Kitas ausweiten, um die Einrichtungen offen zu halten.
Beschäftigte, Schüler und Kita-Kinder können sich auch noch im
Dezember und Januar jeweils einmal auf das Coronavirus testen lassen,
wie die Staatskanzlei am Dienstag mitteilte. Auch Lehrkräfte an
Pflegeschulen hätten jetzt diese Test-Möglichkeit. Geplant waren
Testungen bis Ende November. Finanziert werden die Tests aus dem
Corona-Rettungsschirm des Landes.

Mit der Verlängerung reagiere das Land auf Rückmeldungen aus den
Einrichtungen, erklärten die zuständigen Ministerinnen für Bildung
und Gesundheit, Britta Ernst (SPD) und Ursula Nonnemacher (Grüne)
nach einer Kabinettssitzung. Sie zeigten, dass die Möglichkeit der
freiwilligen Testung zur Beruhigung und Motivation der Beschäftigten
in dieser besonderen Situation beigetragen habe, sagte Nonnemacher.
Insgesamt hätten aber deutlich weniger Menschen als erwartet die
Tests tatsächlich in Anspruch genommen, fügte sie hinzu.

Wegen Corona müssen in Brandenburg derzeit mehr Schülerinnen und
Schüler in Quarantäne. Nach Angaben des Bildungsministeriums vom
Dienstag wurden von den Schulen insgesamt 9695 Quarantäne-Fälle
gemeldet - 382 mehr als am Freitag. Bei den Lehrkräften wurden
insgesamt 741 Quarantäne-Fälle gemeldet - zwei weniger als am
Freitag. Derzeit sind drei von 915 Schulen wegen Corona geschlossen.

Nach Zahlen der Ministerien hatten sich im August und September 18,3
Prozent der Lehrkräfte testen lassen. Bei den Schülern gab es für
Tests eine Auswahl. 41,9 Prozent von den von 2944 berechtigten
Schülerinnen und Schülern wurden auf das Coronavirus getestet.

Kliniken in Brandenburg steuern derzeit bei der Betreuung von
Corona-Patienten nach, wie eine dpa-Umfrage ergab. Am Klinikum
Brandenburg an der Havel arbeitet seit Dienstag eine weitere Station
als Covid-19 Abklärungsstation, wie die Einrichtung mitteilte. Eine
andere Station wurde eigens dafür umgerüstet, Patienten wurden intern
verlegt. Am Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus steht nach Angaben der
Einrichtung derzeit ausreichend Personal zur Verfügung, um Covid-19
Patienten zu betreuen. Allerdings mussten dafür einzelne Stationen
zusammengelegt werden, um das Personal für die pflegeintensiven
Patienten zu bündeln.