Streit um Ski-Saison während Corona - Conte gegen Öffnung vor Januar

Auf Einnahmen aus der Wintersportsaison trotz Corona-Krise hoffen
immer noch zahlreiche Menschen und Regierungen. Italiens Vorstoß, den
Saisonstart wegen der Pandemie europaweit zu verschieben, sorgt
deshalb für Diskussionen.

Rom/Wien (dpa) - Italiens Vorstoß über einen späteren Start der
Wintersportsaison in der EU sorgt für Streit unter den Alpenländern.
Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte will Skigebiete angesichts
der Corona-Pandemie mindestens bis zum 10. Januar geschlossen halten.
«Es ist nicht möglich einen Winterurlaub zuzulassen, wir können uns
das nicht leisten», sagte Conte im Interview mit dem Fernsehsender
«La7».

Italien strebt demnach in Abstimmung unter anderem mit
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Staatspräsident
Emmanuel Macron einen europäischen Fahrplan zur schrittweisen Öffnung
der Skigebiete an. Einigkeit herrscht unter den Regierungschefs
Medienberichten zufolge darüber, dass unkoordinierte und zu schnelle
Öffnungen wie im Sommer ein Fehler wären.

Wenigstens eine länderübergreifende Regelung forderten auch die
italienischen Regionen: Wenn Skipisten geschlossen würden, sollte das
für ganz Europa gelten, sagte der Präsident der Region Venetien, Luca
Zaia, der Zeitung «Corriere della Sera» (Dienstag). Man könne das
Skifahren nicht im italienischen Südtirol verbieten und es aber im
österreichischen Kärnten erlauben.

Österreich, das seit Monaten betont, die Skigebiete mit
entsprechenden Vorkehrungen um jeden Preis öffnen zu wollen,
reagierte dagegen am Dienstag mit vehementer Ablehnung.
Finanzminister Gernot Blümel forderte Entschädigungen in
Milliardenhöhe von der EU, falls Skilifte tatsächlich über die
Weihnachtsferien stillstehen sollen. Österreich rechne dadurch mit
einem Umsatzausfall von 800 Millionen Euro für jede der Ferienwochen.
«Wenn die EU tatsächlich vorgibt, dass die Skigebiete geschlossen
bleiben müssen, dann bedeutet das Kosten von bis zu 2 Milliarden
Euro. Wenn die EU das wirklich will, dann muss sie dafür auch
bezahlen», teilte Blümel am Dienstag mit.

«Wir haben in Österreich für all jene Bereiche, die wir behördlich

geschlossen haben, in kürzester Zeit einen Umsatzersatz auf die Beine
gestellt. Wenn Skigebiete geschlossen bleiben müssen, dann muss die
EU einen Skifahr-Ausfallsersatz leisten», forderte Blümel.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) unterstützte den
italienischen Vorstoß. «Wenn wir Grenzen offen halten wollen,
brauchen wir auch eine klare Übereinkunft, was das Skifahren
betrifft. Ansonsten wird es eine schwierige Entwicklung», sagte er am
Dienstag in München. Wer in Risikogebieten Skifahren gehe, müsse zehn
Tage in Quarantäne. «Mir wäre lieber, wir würden ein einheitliches

Übereinkommen auf europäischer Ebene haben: keine Skilifte offen
überall beziehungsweise kein Urlaub überall.»

Rückendeckung bekam Conte daneben auch von der italienischen
Bergsteiger-Legende Reinhold Messner. Bis Januar mit dem Öffnen der
Pisten und Betriebe zu warten, wenn es bis dahin die Ansteckungswerte
erlauben sei keine Wahl, sondern ein Muss, sagte der 76-Jährige der
Zeitung «La Repubblica» (Dienstag).