GEW Berlin schreibt an Müller: Lehrer und Schüler besser schützen

Berlin (dpa/bb) - Die GEW Berlin hat in einem Brief an den
Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) vor der wachsenden
Ansteckungsgefahr von Pädagogen und Kindern mit dem Corona-Virus
gewarnt. «Wir haben Herrn Müller dazu aufgerufen, den
Gesundheitsschutz in den Schulen und Kitas zur Chefsache zu machen
und für die Verkleinerung der Lerngruppen zu sorgen», sagte Markus
Hanisch, Sprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
am Dienstag in Berlin.

Sehr viele Erzieher und Lehrkräfte schätzten ihr Ansteckungsrisiko
als sehr hoch ein, fühlten sich aber bei ihrer Gesundheit am
Arbeitsplatz nicht ausreichend geschützt, heißt es in dem Brief. Die
Pädagogen hätten den Eindruck, dass ihre Erkrankung billigend in Kauf
genommen werde. Die GEW fordert transparente Entscheidungen beim
Infektionsschutz. Schulleitungen würden oft allein gelassen und von
den Gesundheitsämtern vor vollendete Tatsachen gestellt.

Notwendig seien festgelegte Inzidenzwerte, eine Halbierung der Zahl
der Lerngruppen sowie ein Wechsel aus Präsenz- und Distanzunterricht.
Bereits in der vergangenen Woche hatte die GEW Bildungssenatorin
Sandra Scheeres (SPD) aufgefordert, dieses Hybridmodell zu
ermöglichen. Mehr als 1000 Schüler und über 300 Lehrer seien mit dem

Corona-Virus infiziert, fast 700 Lerngruppen sowie Tausende Lehrer
und Schüler in Quarantäne.

Angesichts der anhaltend hohen Infektionszahlen insbesondere bei
Jugendlichen sollten weiterführende Schulen sowie die Sekundarstufen
I und II im Dezember auf das Wechselmodell umstellen können. Damit
könnten auch die Gesundheitsämter entlastet werden. An Grundschulen
und Grundstufen müsse es klare Vorgaben geben, dass nur wenige
Pädagogen in einer Lerngruppe eingesetzt werden dürfen und Fächer mit

wenigen Wochenstunden gebündelt werden. Mit einer Reduzierung der
Stundentafel könnten auch neue Organisationsmodelle ausprobiert
werden.

Ein solcher Projektunterricht, etwa eine ganze Woche Englisch oder
Deutsch, könne auch pädagogisch reizvoll sein, sagte Hanisch. Es
würde damit auch die Kontakte «enorm» reduziert. Hanisch berichtete
von Lehrern, die Kontakte mit bis zu 450 Menschen in der Woche
gezählt hätten.