Corona und Schule - Was die Bundesländer nun vorschlagen

Die Bundesländer sind sich einig: Grundsätzlich sollen die Schulen in

der Corona-Pandemie weiter offen bleiben. Über Sonderregeln zu Masken
und Wechselunterricht soll weiterhin regional und auf Landesebene
entschieden werden - je nach Infektionsgeschehen.

Berlin (dpa) - Flächendeckende Schul- oder Kita-Schließungen stehen
in der Corona-Pandemie in Deutschland auch weiterhin nicht auf der
Tagesordnung. Die Bundesländer haben vor den abschließenden
Beratungen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über das weitere
Vorgehen in der Krise ihre Position dazu noch einmal bekräftigt. Auch
ein flächendeckender Wechselunterricht ist nicht geplant.

«Das Offenhalten von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen hat
höchste Bedeutung. Kinderbetreuungseinrichtungen (Kitas,
Kinderkrippen, Kindergärten, Horte etc.) und Schulen bleiben
geöffnet», heißt es in einer gemeinsamen Beschlussvorlage für die
Videokonferenz an diesem Mittwoch mit der Kanzlerin, der der
Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Die Länder haben sich darin auf verschiedene Maßnahmen und
Empfehlungen geeinigt, um die Weiterverbreitung des Virus und
Ansteckungen in Schulen einzudämmen. Die konkrete Umsetzung bleibt
aber weiterhin jeweils den Bundesländern selbst vorbehalten, so wie
das rechtlich auch vorgesehen ist. Bildung und Schulen liegen in
ihrer Zuständigkeit. Die geltenden Corona-Regeln an den Schulen sind
in den Ländern zum Teil auch bereits strenger als im gemeinsamen
Papier vorgeschlagen.

MASKENPFLICHT: In Hotspotregionen mit «deutlich mehr» als 50
Neuansteckungen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche sollen
Schüler ab der 7. Klasse auch im Unterricht Maske tragen, schlagen
die Länder vor. In Schulen ohne Corona-Fälle soll davon abgewichen
werden können.

In der Realität gibt es je nach Bundesland schon längst schärfere
Maskenvorschriften: In Bayern etwa müssen auch Grundschüler im
Unterricht Maske tragen, in anderen Ländern gilt eine Maskenpflicht
ab der 5. Klasse auch im Unterricht.

WECHSELUNTERRICHT: Klassenteilung und abwechselndes Lernen zu Hause
und in der Schule findet auch heute schon regional statt. Es gibt
dazu etwa landeseigene Stufenpläne und auch örtliche Anordnungen für

die Schulen durch die Behörden, abhängig vom Infektionsgeschehen.

Im Papier der Bundesländer wird dieses regionale Prinzip nun noch
einmal bekräftigt. Weitergehende Maßnahmen, wie sogenannter
Hybridunterricht, solle in «besonderen Infektionshotspots»
schulspezifisch umgesetzt werden. Explizit genannt werden dabei die
«älteren Jahrgänge». Einig sind sich die Länder, dass jüngere
Schülerinnen und Schüler und Grundschüler als letzte auf
Präsenzunterricht verzichten sollen.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), der momentan
auch Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz der Länder ist,
sagte am Dienstag mit Blick auf das Gespräch mit Merkel, dass die
Länder beim Thema Schule wenig Verhandlungsspielraum sehen. «Es gibt
einen Punkt, da würde ich sagen, da ist der Verhandlungsspielraum
sehr gering, und das ist beim Thema Schule.» Die Länder sagten ganz
klar, es könne nicht von der Bundesebene aus entschieden werden,
welches Unterrichtsmodell umgesetzt werde.

QUARANTÄNEREGELN FÜR SCHÜLER: Hier schlagen die Länder ein
einheitliches Vorgehen vor. Wird ein Schüler positiv auf Corona
getestet, soll eine vom örtlichen Gesundheitsamt festgelegte Gruppe
an Mitschülern sofort in eine fünftägige Quarantäne geschickt werde
n
- die Tage am Wochenende zählen mit. Die Lehrer sollen wegen «des
zeitlich befristeten und anders strukturierten Kontakts» nicht in
diese «Clusterisolation» einbezogen werden.

Nach fünf Tagen Quarantäne sollen die betroffenen Schüler dann einen

Schnelltest machen. Wer negativ ist, darf wieder in die Schule. Wer
positiv ist, soll alle drei Tage erneut getestet werden, bis der Test
negativ ist, und erst dann wieder in die Schule dürfen. Die Länder
erwarten vom Bund, dass er ausreichende Testkapazitäten sichert.

LÄNGERE WEIHNACHTSFERIEN: Damit könnte die Zahl der Kontakte direkt

vor den Feiertagen und damit die Ansteckungsgefahr im Familienkreis
verringert werden. Mehrere Bundesländer, etwa Bayern,
Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Baden-Württemberg haben
inzwischen eine Ausdehnung ihrer Weihnachtsferien angekündigt. Sie
sollen nun, so wie in den meisten anderen Bundesländern, nicht einen
Tag vor Heiligabend, der dieses Jahr auf einen Donnerstag fällt,
sondern am Wochenende davor beginnen.

MOBILE LÜFTER IM KLASSENZIMMER: Auch dazu sind dem Länderpapier

zufolge keine Beschlüsse geplant. Das Umweltbundesamt bekräftigte
erneut seine Einschätzung, dass solche Geräte nur eine Ergänzung sein

könnten, wenn Fenster nicht ausreichend geöffnet werden können.
Hessische Wissenschaftler haben in einer Untersuchung herausgefunden,
dass Stoßlüften in Schulen um ein Vielfaches wirksamer ist. Wie die
Technische Hochschule Mittelhessen (THM) mitteilte, hatten zwei
Professoren der Hochschule in einem nicht genutzten Klassenzimmer
einer Wiesbadener Schule die Wirkung auf zuvor freigesetzte Aerosole
ermittelt, die per Ventilator im Raum verteilt wurden.