Umfrage: Deutsche vermissen Kontakt zu Familie, Freunden und Nachbarn

Vor allem die Kontaktbeschränkungen machen den Deutschen laut einer
Umfrage das Leben schwer - und lässt sie zu technischen Mitteln wie
Messengerdiensten greifen. Fast drei Viertel der Bundesbürger
glauben, dass auch 2021 von Einschränkungen geprägt sein wird.

Hamburg (dpa) - In Zeiten der Corona-Pandemie vermisst rund die
Hälfte aller Deutschen laut einer Umfrage am meisten den Kontakt zur
Familie, zu Freunden und Nachbarn. Für 55 Prozent der Frauen und 43
Prozent der Männer stellten die Kontaktbeschränkungen die größte
Entbehrung dar, teilte die BAT-Stiftung für Zukunftsfragen in Hamburg
nach der Befragung von rund 3000 Bundesbürgern mit. Jeder zweite
Befragte habe sogar gesagt, «dass er den Wert der Familie erst durch
die Corona-Pandemie (wieder-)entdeckt hat».

«Die meisten Bürger erkennen die Notwendigkeit der Einschränkungen
und halten sich an die Regeln», erklärte Studienleiter Prof. Ulrich
Reinhardt. Gleichzeitig sei die Sehnsucht nach einem Wiedersehen mit
Verwandten und Freunden groß. «In dieser doppelten Notsituation
agieren viele Bürger pragmatisch und weichen auf digitale
Kommunikationsarten aus.»

So nutzten zwei Drittel der Bevölkerung mindestens einmal pro Woche
Messangerdienste für Kontakte mit der Familie. Ähnlich populär sei
das Telefon, wobei vor allem ältere Bürger zum Höhrer griffen. Fast
ein Viertel (23 Prozent) nutzt inzwischen mindestens einmal pro Woche
die Videotelefonie. «Während jüngere Bürger dabei besonders die
Unkompliziertheit betonen, schätzen es die Älteren, dank Zoom, Skype
und Co. plötzlich sogar mehr Kontakt zu Kindern und Enkeln zu haben
als vor Ausbruch der Pandemie», erklärte Reinhardt.

34 Prozent der Befragten setzen den Angaben zufolge trotz der
eingeschränkten Möglichkeiten auf Besuche - das seien fünf Punkte
mehr als vor einem Jahr, als ohne Corona-Beschränkungen 29 Prozent
sagten, die Familie einmal pro Woche zu besuchen. Die meisten Besuche
in Corona-Zeiten machen die Landbevölkerung (40 Prozent) und Familien
mit Kindern (39 Prozent).

Trotz vielversprechender Meldungen zu einem Corona-Impfstoff geht die
große Mehrheit der Deutschen (71 Prozent) davon aus, dass im
kommenden Jahr ähnliche Einschränkungen wie 2020 gelten - wobei
formal höher Gebildete noch etwas optimistischer sind. Bei ihnen
glauben 37 Prozent an Lockerungen im nächsten Jahr.