Slowakei streitet über Fortsetzung der Corona-Massentests

Bratislava (dpa) - In der Slowakei hat sich der regierungsinterne
Streit über die international beachteten Corona-Massentests
verschärft. Deshalb war am Montag völlig offen, ob die von
Ministerpräsident Igor Matovic für Anfang Dezember angekündigte
nächste Test-Welle landesweit stattfinden wird.

Nachdem der konservative Regierungschef am Sonntag erneut Sanktionen
gegen Test-Verweigerer angedroht hatte, stellte der liberale
Wirtschaftsminister Richard Sulik am Montag das gesamte bisherige
Pandemiekonzept der Regierung in Frage: «Der Kampf gegen das
Coronavirus verläuft chaotisch und ignoriert die Meinungen von
Experten», sagte Sulik vor Journalisten in Bratislava.

Als überhaupt erster Staat führte die Slowakei am
Allerheiligen-Wochenende (31. Oktober und 1. November)
Corona-Massentests im ganzen Land durch. Abgesehen von Kindern bis
zehn Jahren durfte danach zwei Wochen lang niemand mehr auf die
Straße ohne einen negativen Corona-Test nachzuweisen. Auch wegen
dieser Sanktionsdrohung stellten sich in der ersten von mehreren
Testrunden tatsächlich 3,6 Millionen der 5,5 Millionen Einwohner zum
Teil stundenlang in Warteschlangen.

Während sich Matovic rühmte, die Idee werde in Liverpool, Südtirol
und Österreich nachgeahmt, kritisierten slowakische Mediziner die zu
improvisierte Durchführung. So seien die ohnehin im Vergleich zu
PCR-Tests ungenaueren Schnelltests wegen Personalmangels oft
unsachgemäß eingesetzt worden. Es habe weder eine nachbereitende
Analyse durch Experten gegeben noch eine Verfolgung von Kontakten der
positiv Getesteten. Eine Antikorruptionsinitiative verlangte eine
Untersuchung der nach ihren Annahmen gesetzeswidrigen Bestellung von
Millionen Tests ohne öffentliche Ausschreibung.