EU-Behörde: Deutsche Corona-Maßnahmen reichen womöglich nicht aus

Stockholm (dpa) - Die derzeit in Deutschland geltenden
Corona-Maßnahmen könnten nach Einschätzung der EU-Gesundheitsbehörd
e
ECDC womöglich nicht genügen, um die Infektionszahlen bis Weihnachten

zu verringern. «Es gibt neun Länder, in denen wir prognostizieren,
dass die momentanen Maßnahmen nicht ausreichend sein werden, um zu
einem Abwärtstrend bei der Inzidenz der bestätigen Fälle zu führen
»,
hieß es in einem am Montag veröffentlichten ECDC-Bericht. Dazu zählt

demnach auch Deutschland. In einem alternativen Szenario, in dem die
Bevölkerungen dieser Staaten zu ihrem Verhalten von Anfang April
zurückkehren, rechnet das ECDC mit rückläufigen Corona-Zahlen.

Bei zehn Ländern des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR), die Ende

Oktober oder Anfang November Lockdowns und andere strikte Maßnahmen
umgesetzt haben, schätzt die Behörde dagegen, dass dieses Vorgehen
ähnlich starke Effekte haben dürfte wie während der ersten Hochphase

der Pandemie im Frühjahr. Für zwölf weitere Staaten geht das ECDC bei

den derzeitigen Maßnahmen ebenfalls von einer Verringerung der
Fallzahlen, Krankenhaus- und Todesfälle auf ein niedriges Niveau aus,
allerdings einer langsameren als im April.

Das in Stockholm ansässige ECDC stellte klar, dass die bestätigten
Infektionen und damit verbundene Krankenhausaufenthalte und
Todesfälle bis Ende Oktober in jedem EWR-Land wieder zugenommen
haben. Dies lasse sich nicht länger nur mit der gesteigerten Testrate
begründen.

Mit dem Bericht will das ECDC aufzeigen, wie sich die Zahl der
Corona-Infektionen und -Todesfälle sowie der Bedarf an Krankenhaus-
und Intensivbetten in den kommenden Wochen entwickeln könnte. Dafür
hat es zwei Szenarien entworfen: Bei dem ersten bleiben die am 10.
November gültigen Corona-Maßnahmen in den verschiedenen EWR-Ländern
bis Weihnachten in Kraft, bei dem zweiten wird eingeschätzt, wie groß

die Effekte einer Rückkehr zu den Maßnahmen aus dem April sind. Die
Gesundheitsexperten wiesen jedoch darauf hin, dass die Daten mit
Vorsicht interpretiert werden sollten.

Auch zur internationalen Debatte über mögliche Folgen eines Aufhebens
der Corona-Maßnahmen für die Weihnachtszeit äußerte sich das ECDC:

Wenn Länder ihre jetzt ergriffenen Maßnahmen am 21. Dezember wieder
aufheben würden und den Menschen ermöglichten, sich wieder freier zu
treffen, hätte dies in der ersten Januarwoche 2021 eine Zunahme der
Krankenhauseinweisungen zur Folge. Wenn diese Maßnahmen bereits am 7.
Dezember fallen, dürfte diese Zunahme vor dem Heiligen Abend
beginnen.