Corona-Impfaktion: Hessen rechnet mit acht bis neun Monaten Dauer

Hessen steht im Kampf gegen die Corona-Pandemie vor der größten
Impfaktion seiner Geschichte. Nun hat die Landesregierung ihre Pläne
für diese Mammutaufgabe vorgestellt.

Wiesbaden (dpa/lhe) - Für die großangelegte Impfaktion gegen das
Coronavirus in Hessen plant die Landesregierung nach derzeitigem
Stand etwa acht bis neun Monate ein. «Wir gehen davon aus, dass
zwischen 60 und 70 Prozent der Bevölkerung geimpft werden wollen»,
sagte Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) am Montag in Wiesbaden.
Diese Anzahl sei auch notwendig, um eine sogenannte Herdenimmunität
zu erreichen.

«Wir bereiten uns bestmöglich auf den Zeitpunkt vor, zu dem ein
Impfstoff zugelassen wird, um dann die Mammutaufgabe dieser riesigen
logistischen Herausforderung effizient zu stemmen», erklärte der
Regierungschef. Der Bund gehe derzeit davon aus, dass er ab etwa
Mitte Dezember 2020 einen ersten Impfstoff gegen das Coronavirus
bereitstellen kann.

Sobald der Impfstoff geliefert werde, würden Bürgerinnen und Bürger
eingeladen, sich möglichst wohnortnah impfen zu lassen. Zunächst
sollen Menschen aus Risikogruppen und Gesundheitspersonal wie Ärzte
und Pfleger zur «größten Impfaktion in der Geschichte unseres Landes
»
gehen dürfen, erläuterte Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne). Dann

folge «in einer Kaskade» die übrige Bevölkerung nach den Empfehlung
en
von Experten.

Derzeit werde mit vier Millionen zu impfenden Menschen in Hessen
gerechnet, sagte Bouffier. Da pro Person jeweils zwei Impfungen nötig
sind, seien es insgesamt acht Millionen Impfungen. Die
Landesregierung plant mit etwa 30 Zentren, in denen pro Tag jeweils
1000 Impfungen durchgeführt werden können. Es soll an sieben Tagen
die Woche geimpft werden.

Nach den Worten von Innenminister Peter Beuth (CDU) sind die
Landkreise und kreisfreien Städte inzwischen aufgefordert worden,
diese Zentren bis 11. Dezember einzurichten. Unterstützung komme von
den Hilfsorganisationen, dem Technischen Hilfswerk und der
Bundeswehr.

Eine große Herausforderung sei es, die Kühlkette für den Impfstoff
sicherzustellen, erklärte Beuth. Das Land sei dabei, entsprechende
Lager mit einer Kühlung von Minus 70 Grad aufzubauen. Für Menschen,
die nicht zu einem Impfzentrum gehen können, sollen mobile Teams im
Land unterwegs sein.

Die Impfungen gegen das Coronavirus sind kostenlos und freiwillig.
Die Bereitschaft der Ärzte zur Mithilfe sei zentral für das Gelingen
der Aktion, denn der eigentlichen Impfung sei immer eine Beratung
vorgeschaltet, erklärte Bouffier.

Medizinisches Fachpersonal soll laut einer Mitteilung der
Staatskanzlei unter anderem über das Deutsche Rote Kreuz und über die
Kassenärztliche Vereinigung oder die Landesärztekammer gewonnen
werden. Wie bei der ersten Welle der Corona-Pandemie sollen
beispielsweise auch Ärztinnen und Ärzte gefragt werden, die bereits
im Ruhestand sind. Das Land kümmere sich um die Verteilung der
Impfdosen und beschaffe Material wie Spritzen und Pflaster sowie die
Schutzausrüstung für das medizinische Personal.

Die Landesregierung appellierte an die Bürgerinnen und Bürger, sich
an der großangelegten Aktion zu beteiligen, um die Ansteckungsgefahr
effektiv einzudämmen. «Je mehr Menschen mitmachen, desto
erfolgreicher und schneller können wir die Pandemie bezwingen.» Zur
Vorbereitung der Impfaktion sollen 20 Millionen Euro aus dem
Corona-Sondervermögen bereitgestellt werden.

Das Land sei vorbereitet, aber die Impfaktion sei von vielen Faktoren
abhängig, gab Bouffier zu Bedenken. Auch wenn die Hoffnung auf einen
Impfstoff begründet sei, sei bislang noch keiner zugelassen. Zudem
sei noch offen, wie viele Dosen Hessen dann bekomme.