Astrazeneca: Impfstoff hat 70 Prozent Wirksamkeit gegen Covid-19

Nach den vielversprechenden Nachrichten aus Deutschland und den USA
legt nun die britisch-schwedische Firma Astrazeneca nach: Ihr
Impfstoff soll ebenfalls wirksam gegen Covid-19 sein. Er ist eines
der Mittel, auf das die EU große Hoffnungen setzt.

London (dpa) - Mit dem britisch-schwedischen Pharmakonzern
Astrazeneca hat ein weiteres Unternehmen positive Daten zu einem
Corona-Impfstoff vorgelegt. Das Vakzin habe eine Wirksamkeit von im
Mittel 70 Prozent gegen Covid-19, teilte das Unternehmen auf Basis
von Zwischenergebnissen aus der wichtigen Testphase III am Montag
mit. Berücksichtigt wurden Daten zweier klinischer Studien mit
verschiedener Dosierung. Die Wirksamkeit der Vakzine von
Pfizer/Biontech und Moderna liegt für Doppelimpfungen nach
vorläufigen Daten bei rund 95 Prozent.

Der Astrazeneca-Impfstoff kann den Angaben zufolge bei
Kühlschranktemperaturen von zwei bis acht Grad aufbewahrt werden.
Berücksicht wurden für die Zwischenergebnisse zum einen Daten einer
kombinierten Phase-II/III-Studie, bei der die Versuchspersonen der
Impfgruppe zuerst eine halbe Dosis des Impfstoffs und einen Monat
später eine weitere volle Dosis erhielten. Die Effektivität lag den
Angaben zufolge hier bei 90 Prozent. Zum anderen wurden Ergebnisse
einer Phase-III-Studie berücksichtigt, bei der Probanden der
Impfstoff-Gruppe zwei volle Dosen bekamen. Die bisher errechnete
Effektivität lag dabei bei 62 Prozent. Zusammengenommen ergibt sich
den Angaben zufolge eine Wirksamkeit von 70 Prozent. Die
Zwischenauswertung basiert auf insgesamt 131 Infektionsfällen mit
nachweislichem Covid-19.

Gerd Fätkenheuer von der Uniklinik Köln erklärte zu den Ergebnissen,

dass die «sehr vorläufigen Daten» schwer zu interpretieren seien -
etwa das Ergebnis, dass mit einer geringeren Impfdosis eine größere
Erfolgsrate zu erzielen war als mit einer höheren. «Das ist zunächst

nicht einleuchtend, und es müssen weitere Daten abgewartet werden,
bis man das besser einschätzen kann.» Bestimmte Werte sprächen dafü
r,
dass der Astrazeneca-Impfstoff etwas weniger effektiv sein könnte als
die beiden mRNA-Impfstoffe, zu denen bereits Daten vorgestellt
wurden. «Insgesamt ist es jedoch sehr erfreulich, dass jetzt bereits
ein dritter Impfstoff kurz vor der Einführung steht.»

Der gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelte
Astrazeneca-Wirkstoff gehörte bereits seit längerem zu den
vielversprechenden Kandidaten: So hatte die EU bereits vorab bis zu
300 Millionen Dosen davon bestellt. Insgesamt haben verschiedene
Länder bereits Milliarden Dosen bei Astrazeneca in Auftrag gegeben.

Der Wirkstoff AZD1222 beruht auf der abgeschwächten Version eines
Erkältungsvirus von Schimpansen. Es enthält genetisches Material
eines Oberflächenproteins, mit dem der Erreger Sars-CoV-2 an
menschliche Zellen andockt. Das Mittel wirkt zweifach: Es soll sowohl
die Bildung von spezifischen Antikörpern als auch von T-Zellen
fördern - beide sind für die Immunabwehr wichtig. Anders als die
Impfstoffe der Mainzer Firma Biontech und des Pharmakonzerns Pfizer
sowie der US-Firma Moderna gehört das britisch-schwedische Präparat
nicht zu den mRNA-Impfstoffen.

Die Oxford-Forscher hatten erst kürzlich im Fachmagazin «The Lancet»

berichtet, dass ihr Impfstoff in klinischen Tests der Phase II auch
bei Älteren gut wirkt. In der Phase-II-Studie habe es bei Teilnehmern
sowohl unter als auch über 56 Jahren eine gute Immunantwort gegeben,
schrieb das Team. Das Vakzin sei von Älteren sogar besser vertragen
worden als von Jüngeren. Den Angaben zufolge waren rund 240 der 560
gesunden Studienteilnehmer über 70 Jahre alt. Ältere Menschen haben
ein erhöhtes Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf.