Krankenhausgesellschaft: Hälfte der Kliniken in Hessen geht leer aus

Eschborn (dpa/lhe) - Die Hessische Krankenhausgesellschaft begrüßt
die Wiedereinführung der Freihaltepauschalen, fürchtet aber negative
Folgen der bundesweiten Neuregelung für das Bundesland Hessen. Es
bestehe die Gefahr, dass damit am Ende sogar weniger Betten für
Covid-Patienten zur Verfügung stehen, sagte der Geschäftsführende
Direktor der Hessischen Krankenhausgesellschaft, Prof. Steffen
Gramminger, der Deutschen Presse-Agentur.

Im Frühjahr wurden viele Betten für Covid-Patienten freigehalten. Der
Bund hatte den Kliniken die Kosten dafür ersetzt. Diese Regelung lief
im Spätsommer aus. Die Krankenhäuser setzten sich für eine
Wiedereinführung ein - mit teilweisem Erfolg. Mit dem dritten
Bevölkerungsschutzgesetz wurden die Freihaltepauschalen wieder
eingeführt. «Das ist an sich absolut sinnvoll», sagte Gramminger.
Nur: Die Bundes-Regelung sei nicht kompatibel mit dem - aus Sicht der
Krankenhausgesellschaft sinnvollen - hessischen Versorgungskonzept.

Die Freihaltepauschalen gibt es nämlich nur unter bestimmten
Voraussetzungen, nicht wie im Frühjahr «mit der Gießkanne», wie
Gramminger sagte. So muss es in der Region viele Covid-Fälle geben
und wenig freie Intensivbetten. «Das macht ja Sinn», sagt Gramminger,
kritisiert aber eine dritte Bedingung: Die Freihaltepauschale
bekommen Kliniken nur, wenn sie in den beiden höchsten Notfallstufen
eingruppiert sind. «Das gestufte System der Notfallversorgung wurde
mit der Versorgung der Patienten in der zweiten Covid-Welle
verknüpft. Damit fallen 50 bis 60 Prozent der Häuser in Hessen aus
dieser Regelung raus.»

Gramminger sieht die Gefahr, «dass es dadurch schneller zu Engpässen
kommt, «weil die hohe Flexibilität des hessischen Modells mit der
strukturierten Zusammenarbeit aller Krankenhäuser konterkariert
wird». Die Hessische Krankenhausgesellschaft, das Sozialministerium
und der Planungsstab arbeiteten an Lösungen, um möglichst viele
Krankenhäuser eingebunden zu lassen. Der Bund müsse das Gesetz
nachbessern und den Ländern mehr Spielraum geben. «Aktuell fühlen
sich die Krankenhäuser vor den Kopf gestoßen», sagte Gramminger.