Corona-Massentest in Südtirol: Einige tausend Infizierte gefunden

Bozen (dpa) - Bei einem dreitägigen Corona-Massentest in der
norditalienischen Provinz Südtirol haben einige tausend Menschen von
ihrer Infektion erfahren. Bis Sonntagvormittag hatten in der kleinen
Alpen-Provinz fast 270 000 Bürger und Bürgerinnen einen kostenlosen
Abstrich machen lassen. Wie die Behörden im Internet mitteilten,
erhielten bis 10 Uhr insgesamt 2626 Teilnehmer (1 Prozent) ein
positives Corona-Resultat. Die zentrale Phase der freiwilligen
Reihenuntersuchung lief bis Sonntagabend.

Danach war geplant, dass die Südtiroler noch für weitere 72 Stunden
bei Ärzten und an einigen anderen Orten an der Aktion teilnehmen
können. Die Landesregierung will damit die zweite Corona-Welle
schneller brechen: Virusträger, die nichts von ihrer Infektion ahnen,
sollen entdeckt werden. Sie gelten als gefährliche Ansteckungsquelle.
In der Provinz Bozen-Südtirol, über die ein Teil-Lockdown verhängt
ist, leben gut eine halbe Million Menschen. Die Behörden wollten mit
«Südtirol testet» etwa 350 000 Menschen erreichen.

Der Erfolg eines Massentests hängt nach Einschätzung von Experten
stark von einer hohen Teilnahmequote ab. Kritiker bemängelten, dass
die Resultate von Antigen-Schnelltests nicht verlässlich genug seien.
Eine Übernahme der Massentests für Deutschland hält Eugen Brysch,
Vorstand der Stiftung Patientenschutz, für ungeeignetes «Strohfeuer».

«Denn Infektionsgrundschutz, Kontaktdokumentation und laborgestützte
PCR-Test können so nicht ersetzt werden», erläuterte er der Deutschen

Presse-Agentur am Samstag. Es bestehe vielmehr die Gefahr, dass
infizierte Menschen sich wegen eines negativen Tests in
Scheinsicherheit wiegen würden.

Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher räumte ein, der Massentest
sei «kein Allheilmittel und auch nicht die Lösung des Problems». Aber

die Aktion könne helfen, «den Lockdown zu verkürzen».