G20 kämpft gegen Corona und Klimawandel - Trump spielt Golf

Corona-Pandemie, Klimawandel, Wiederbelebung der Weltwirtschaft: Die
G20 befasst sich bei ihrem Videogipfel mit den großen Baustellen. Ein
Teilnehmer scheint sich dafür aber nur noch bedingt zu interessieren.

Riad (dpa) - Mit Beratungen über den Klimawandel setzen die Staats-
und Regierungschefs der führenden Wirtschaftsmächte am Sonntag ihren
G20-Gipfel fort. Zum Abschluss der zweitägigen Videokonferenz soll
anschließend eine gemeinsame Erklärung verabschiedet werden, in deren
Mittelpunkt der Kampf gegen die Corona-Pandemie stehen
wird. Erwartet wird ein Bekenntnis zu einer gerechten weltweiten
Verteilung von Impfstoffen. Außerdem dürfte sich die G20 eine
gemeinsame Ankurbelung der Weltwirtschaft zum Ziel setzen und ärmeren
Ländern weitere Schuldenerleichterungen in Aussicht stellen.

Beim Thema Klimawandel dürfte die Gruppe, die 85 Prozent der
weltweiten Wirtschaftskraft vereint, dagegen wie in den letzten
Jahren wohl kaum auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Der Grund dafür
war und ist der Ausstieg von US-Präsident Donald Trump aus dem
Pariser UN-Klimaabkommen zur Reduzierung von Treibhausgasen. Alle
anderen G20-Staaten stehen zu der Vereinbarung.

Für Trump ist der Gipfel voraussichtlich der letzte Auftritt auf der
großen internationalen Bühne. Am ersten Tag zeigte er trotzdem nur
sehr begrenztes Interesse an der Konferenz. Die Videoschalte lief
noch keine zwei Stunden, da verließ der abgewählte, aber noch
amtierende US-Präsident das Weiße Haus, um zu seinem Golfclub im
nahen Bundesstaat Virginia zu fahren. Fotos zeigten Trump wenig
später in einem roten Blouson und einer weißen Kappe beim Golfen.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur ließ Trump sich
zeitweise von Finanzminister Steven Mnuchin und seinem
Wirtschaftsberater Larry Kudlow vertreten. Das gab es zwar auch schon
häufiger bei früheren G20-Gipfeln, aber dann eher, um parallel zu den
Sitzungen bilaterale Gespräche zu führen. 

Auf Twitter wiederholte Trump während des Gipfels seine
Wahlbetrugsvorwürfe, für die er bislang keine stichhaltigen Beweise
vorgelegt und mit denen er bereits mehrere Prozesse verloren hat.
Erst Stunden nach der ersten Arbeitssitzung ging er in einer
Kurznachricht auf die eigentliche Konferenz ein und beschwerte sich
darüber, dass die Medien in ihrer Corona-Berichterstattung den Fokus
zu stark auf die USA legen würden. Das Land hat mit mehr als 255 000
Corona-Toten allerdings auch so viele wie kein anderes zu beklagen -
mit Abstand. «Wir werden schnell heilen, besonders mit unseren
Impfstoffen!», schrieb Trump. 

Die bald anstehende Verteilung der Impfstoffe ist ein Hauptthema des
Gipfels. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) warb für die Unterstützung der
internationalen Impfstoff-Initiative Covax und eine Stärkung der
Weltgesundheitsorganisation (WHO). «Wenn wir weltweit zusammenstehen,
können wir das Virus und seine Folgen beherrschen und überwinden»,
sagte sie. «Dafür lohnt sich auch mehr Anstrengung.» Merkels
Äußerungen konnten auch als Spitze gegen Trump verstanden werden, der
eine protektionistische Politik des «Amerika zuerst» vertritt und
internationalen Organisationen ablehnend gegenüber steht.

Die Kanzlerin rief die G20-Partner ausdrücklich zur finanziellen
Unterstützung der Covax-Initiative auf. Um die Corona-Pandemie
einzudämmen, müsse der Zugang zur Impfung für jedes Land möglich un
d
bezahlbar sein. «Dazu reichen die bisher zugesagten Mittel noch nicht
aus», sagte Merkel. Ziel der Initiative sei es, bis Ende kommenden
Jahres zwei Milliarden Impfdosen zu verteilen.

Es gibt Warnungen, dass die ärmeren Ländern nicht genug Impfstoffe
bekommen könnten. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron forderte, es
müsse vermieden werden, «dass nur Reiche Zugang haben». Über die
Verteilung dürfe nicht die Kaufkraft der Länder entscheiden.

Merkel zufolge sind bislang fünf Milliarden US-Dollar (rund 4,2 Mrd
Euro) für Covax zusammengekommen. Deutschland beteilige sich daran
mit über einer halben Milliarde Euro. Bis Ende 2021 werden für die
Initiative insgesamt elf Milliarden US-Dollar benötigt. An ihr
beteiligen sich 150 Länder, darunter auch China, aber nicht die USA.

Russlands Präsident Wladimir Putin bot der internationalen
Gemeinschaft einen breiten Zugang zu dem in Russland entwickelten
Impfstoff «Sputnik-V» an. Zu dem Impfstoff wurden bislang aber nur
sehr begrenzte Daten bekanntgegeben, was international auf Kritik
stieß. Sein Land unterstütze die Entscheidung des G20-Gipfels, die
Impfstoffe für die gesamte Bevölkerung des Planeten zugänglich zu
machen, sagte der 68-Jährige.

Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping will im Kampf gegen die
Pandemie die Kooperation mit anderen Ländern bei der Forschung,
Entwicklung, Produktion und Verteilung von Impfstoffen verstärken.
China wolle Entwicklungsländer unterstützen, indem Impfstoffe als
«öffentliches Gut» zugänglich und erschwinglich werden.