«Drive-In» und digital - Nur ein bisschen Weihnachtsmarkt in NRW Von Rolf Schraa, dpa

Weihnachtsmärkte in engen Innenstädten sind in diesem Jahr wegen der
Corona-Pandemie wohl fast überall in NRW unmöglich. Die Städte suchen

nach Alternativen - doch die besinnliche Stimmung echter Märkte kann
der digitale Bummel nur bedingt ersetzen.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Musik, Glühweinduft und weihnachtlicher
Budenzauber - die traditionellen Weihnachtsmärkte in den
NRW-Innenstädten fallen in diesem Jahr bis mindestens Ende November
der Corona-Pandemie zum Opfer. So lange läuft die aktuelle
Corona-Schutzverordnung. Und auch danach gibt es derzeit nicht allzu
viel Hoffnung auf deutlich niedrigere Infektionszahlen und grünes
Licht für die Märkte.

Darunter leiden zunächst die Standbetreiber. Aber auch den
Innenstadt-Kaufleuten gehen dringend benötigte Einnahmen durch die
Lappen. Viele Städte suchen nach Alternativen, um wenigstens ein
bisschen Weihnachtsstimmung möglich zu machen - mit Einzelbuden,
Online-Angeboten oder Weihnachtsmarktgästen im Auto.

Ein solcher «Drive-In»-Weihnachtsmarkt ist vom 10. Dezember an auf
dem weitläufigen Gelände des Freizeitparks Wunderland in Kalkar
geplant. Die Besucher sollen dabei zum Schutz vor einer Ansteckung
die ganze Zeit in ihren Wagen bleiben. Vorgesehen seien rund 2,5
Kilometer Strecke auf dem einstigen Kraftwerksgelände mit
Kunstschnee, Musik, Buden mit Eintopf und Glühwein und einer Krippe,
an der auch echte Kamele zu sehen sein sollen. Ein Drive-In-Markt im
Düsseldorfer Fußballstadion wurde dagegen abgesagt - unter anderem,
weil sich mehrere Mitglieder des Vorbereitungsteams infiziert hatten.

In Düsseldorf unterstützt die Stadt ihre Weihnachtsmarkt-Schausteller
aber mit vereinzelten Marktbuden, die über das Stadtgebiet verteilt
genehmigt wurden - sogenannten Insellösungen. Weihnachtsgefühle
könnten dabei in Grenzen aufkommen, aber Getränke wie Glühwein und
der Karussellbetrieb sind untersagt, zubereitete Speisen dürfen im
Umkreis von 50 Metern nicht verzehrt werden. Immerhin: Lichter
leuchten auf Tannenbäumen - und wer in der Vorweihnachtszeit auf
Süßes und Glühwein nicht verzichten will, kann an den Ständen
immerhin zum Mitnehmen einkaufen.

Weihnachtsglück aus der Ferne vor allem für jahrelange Stammkunden
bietet das Einkaufszentrum Centro in Oberhausen mit einem
Online-Angebot. Das Centro hat einen Plan mit den Schaustellern und
ihren Stammplätzen aus früheren Jahren ins Netz gestellt, Kunden
sollen so digital über den Markt «bummeln» und an ihren
Lieblingsbuden gern auch einkaufen. «So kommen unsere Kunden an die
Lederwaren, Weihnachtspyramiden und andere Handwerkskunst ihrer
Lieblingshändler», sagt Centermanager Marcus Remark.

Eine ähnliche Idee hatte die Stadt Essen, deren großer
Weihnachtsmarkt in der Innenstadt normalerweise Zehntausende Besucher
auch aus den Niederlanden anzieht. Nun gibt es eine Digitalausgabe,
mit der die Besucher und die Aussteller zusammengebracht werden
sollen. «Es fehlen die Menschen und Begegnungen. Wir machen trotzdem
das Beste draus!», heißt es optimistisch auf der zugehörigen
Internetseite. In knapp einer Woche hätten schon 16 000 Menschen die
Seite angeklickt, sagt Florian Hecker von Essen Marketing. Aber so
richtig begeistert ist er nicht: «Das ist doch kein Ersatz. Da kommt
doch keine Emotion auf, wenn ich mich durch eine Internetseite
klicke.»

Ein bisschen Weihnachtsromantik gibt es dagegen in Bielefeld. Dort
hat das Stadtmarketing Weihnachtsmarkt-Boxen gepackt, die über den
Online-Shop der Stadt zu bestellen waren. Gebrannte Mandeln, ein
Lebkuchenherz, Bio-Glühwein und vor allem zwei Weihnachtsmarkt-Tassen
mit dem Aufdruck «Staying home for Christmas» - all das konnten
Bielefelder für 29,90 Euro erwerben und damit auch noch Bedürftige
unterstützen. Die Pakete gingen rasend schnell weg, inzwischen ist
auch die zweite Auflage des Angebots ausverkauft - insgesamt 3200
Pakete.