Pandemie erschwert Untersuchungen künftiger Erstklässler

In Pandemie-Zeiten ist vieles anders. Gesundheitsämter sind
überlastet. Das erschwert die verpflichtenden Eingangsuntersuchungen
für Kinder, die im Sommer 2021 eingeschult werden sollen. Es kann
riskant werden.

Dortmund (dpa/lnw) - Angesichts vielerorts coronabedingt überlasteter
Gesundheitsämter kommt es bei den Untersuchungen künftiger
Erstklässler zu Problemen. Spürbar viele solcher Tests mussten bisher
ausfallen, sagte Anne Bunte, NRW-Vorsitzende der Ärztinnen und Ärzte
des Öffentlichen Gesundheitsdienstes. Die Mitarbeiter der Kinder- und
Jugend-Gesundheitsdienste seien stattdessen für dringende akute
Aufgaben im Pandemie-Bereich eingesetzt worden.

Das Bild falle dabei landesweit unterschiedlich aus, erläuterte die
Expertin aus Gütersloh. Die weitere Entwicklung bei den Eingangstests
für Jungen und Mädchen, die ab Sommer 2021 zur Schule gehen sollen,
werde vom Verlauf der Pandemie in den nächsten Monaten abhängen.

Viele Gesundheitsämter versuchten, zunächst vorrangig die Kinder
medizinisch zu untersuchen, die nach Einschätzung von Eltern und
Kitas besonderen Förderbedarf haben. Ziel sei, die Zeit vor der
Einschulung zu nutzen, um bei Bedarf Therapien noch vor dem ersten
Schultag zu ermöglichen, sagte Bunte der Deutschen Presse-Agentur.

In der Untersuchung der Gesundheitsdienste wird nach einem
festgelegten Verfahren die Entwicklung etwa bei Sprache, Satzbildung
oder Feinmotorik getestet und dokumentiert. «Diese Aussagen sind
total wichtig für uns», betonte die Vorsitzende des
Grundschulverbands NRW, Christiane Mika. Neben der eigenen
Schuldiagnostik brauche es die ärztliche Diagnostik zum Schulstart.
Die Lage sei bedauerlich. «Dass in dieser Krisenlage Termine
ausgesetzt werden, können wir aber gut nachvollziehen.»

Die Anmeldeverfahren in den Grundschulen seien bereits weitgehend
gelaufen in NRW. Auch hier habe man wegen der Pandemie viel
improvisieren müssen. Nicht immer sei das persönliche Gespräch von
Schulleitung mit Kindern und Eltern möglich gewesen, schilderte Mika.
«Die Schulen haben in dieser Ausnahmesituation aber alle ihre
Lösungen gefunden.»

Besonders wichtig seien die Untersuchungen bei Kindern mit
sonderpädagogischem Förderbedarf oder auch bei beantragten
Rückstellungen. Grundsätzlich sei der Test für alle künftigen
Erstklässler bis zur Einschulung verpflichtend, erklärte Mika.

Die Kooperation der Grundschulen mit den Kitas sei wichtig und
funktioniere auch in der Krise sehr gut. Aber: «Wir machen uns etwas
Sorgen um die Kinder, die keine Kita besuchen und nicht regelmäßig zu
Kinderarzt gehen.» Diese Jungen und Mädchen mit womöglich besonderem

Förderbedarf früh zu identifizieren, sei ohne die
Eingangsuntersuchungen extrem schwierig. Es dürfe nicht sein, dass
Kinder durchs Raster fallen.

Ob abgesagte Termine allesamt nachgeholt werden können und die
Eingangstest am Ende doch noch für alle mit Verspätung gelingen, ist
nach Einschätzung von Bunte und Mika fraglich. Auch Anna Bauer,
Mutter einer Tochter aus dem Kreis Paderborn, hatte eine kurzfristige
Absage für die Untersuchung erhalten. Das Gesundheitsamt habe das mit
der angespannten Situation begründet, erzählt sie. «Bei meiner
Tochter läuft alles problemlos. Die Absage ist für uns daher kein
Drama.» Allerdings glaubt sie, dass manche Eltern ohne den Test
verunsichert sein könnten.