Polizei will nach Demo-Tag in Leipzig Bilanz ziehen

Wieder ist Leipzig zum Schauplatz von Gegnern der Corona-Politik und
Protesten dagegen geworden. Bei der «Querdenken»-Demo vor zwei Wochen
geriet die Polizei in die Kritik. Wie ist es dieses Mal gelaufen?

Leipzig (dpa) - Die Polizei will nach ihrem Großeinsatz bei mehreren
Demonstrationen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie in Leipzig am
Sonntag eine erste Bilanz ziehen. Bis zum Samstagabend seien zwei
Menschen festgenommen worden, teilte die Polizei mit. Im Stadtgebiet
seien 18 Straftaten festgestellt worden. Dabei gehe es um
Körperverletzungen und Landfriedensbrüche. Neun Tatverdächtige seien

ermittelt worden. Zudem seien 113 Anzeigen wegen Verstößen gegen die
Sächsische Corona-Schutzverordnung gefertigt worden. Eine Beamtin sei
bei dem Einsatz leicht verletzt worden.

Am Samstag hatten sich Gegner der Corona-Politik in Leipzig
versammelt - parallel gab es größere Gegenproteste. Bei einer
«Querdenken»-Demo vor zwei Wochen in Leipzig hatten massive Verstöß
e
gegen Corona-Auflagen die sächsische Justiz und Polizei in
Erklärungsnot gebracht. Dieses Mal hatten Polizei und Stadtverwaltung
angekündigt, Verstöße gegen die Auflagen konsequent zu ahnden.
Derzeit sind nur maximal 1000 Teilnehmer pro Kundgebung in Sachsen
erlaubt - zudem galten Maskenpflicht und Abstandsregeln.

Gegner der Corona-Maßnahmen hatten für Samstagnachmittag eine
Kundgebung in der Innenstadt angekündigt, diese jedoch kurzfristig
abgesagt, weil der Anmelder nicht mit den Corona-Auflagen
einverstanden war. Da hatten sich bereits mehrere Hundert Teilnehmer
versammelt. Parallel beteiligten sich zahlreiche Menschen an
Gegenprotesten des Aktionsnetzwerkes «Leipzig nimmt Platz».

Nach der kurzfristigen Absage trafen in der Innenstadt laut Polizei
immer wieder gegensätzliche Lager in kleinen Gruppen aufeinander, die
Lage war zeitweise unübersichtlich. Es kam zu nicht genehmigten
Spontanversammlungen. Die gegensätzlichen Lager wurden von den
Beamten getrennt. Laut Polizei gab es auch Angriffe auf Einsatzkräfte
- Details wurden vorerst nicht genannt. In einem Fall setzte die
Polizei nach Beobachtung eines dpa-Reporters Pfefferspray ein.

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) berichtete, die
Polizei habe die zeitweise angespannte Lage gut im Griff gehabt. Er
sprach von einer ganz anderen Situation als bei der
«Querdenken»-Demonstration vor zwei Wochen.

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) dankte per Twitter
«für friedlichen Protest gegen Corona-Leugner, Egoisten und
Demokratieverächter». Leipzig habe sich «trotz Übergriffen von
Querdenkern und Neonazis» erfolgreich gewehrt, erklärte Dulig. Die
Behörden hätten Auflagen konsequent durchgesetzt.

Linke-Abgeordnete hingegen kritisierten, dass Kritiker der
Corona-Regeln nach der abgesagten Kundgebung ohne Abstand und Maske
durch die Stadt marschiert seien. «Trotz des viel kleineren
Versammlungsgeschehens als am 7. November habe ich die Polizei heute
an vielen Orten konzeptlos und überfordert erlebt», teilte etwa die
Leipziger Landtagsabgeordnete Juliane Nagel mit. So sei es der
Polizei nicht gelungen, den «bewegten Aufzug der Corona-Leugner» zu
unterbinden.