Corona-Massentest in Südtirol schon über 200 000 Teilnehmer

Bozen (dpa) - Am Corona-Massentest in der norditalienischen Provinz
Südtirol haben bis Samstag mehr als 210 000 Menschen teilgenommen.
Der Andrang auf die Teststationen in der kleinen Alpen-Provinz blieb
damit auch am zweiten Tag groß. Wie die Behörden im Internet weiter
mitteilten, erhielten bis 16 Uhr insgesamt 2305 Menschen (1,1
Prozent) ein positives Corona-Resultat bei ihrem Abstrich. Die
zentrale Phase der Reihenuntersuchung auf das Virus Sars-CoV-2 läuft
bis zum Sonntagabend.

Die Landesregierung will mit der Aktion die zweite Corona-Welle
schneller brechen. Virusträger, die nichts von ihrer Infektion ahnen,
sollen entdeckt werden. Sie gelten als gefährliche Ansteckungsquelle.
In der Provinz Bozen-Südtirol, über die ein Teil-Lockdown verhängt
ist, leben gut eine halbe Million Menschen. Die Behörden hoffen, dass
am Ende zwei Drittel der Bürger und Bürgerinnen einen
Antigen-Schnelltest machen. Das wären etwa 350 000 Menschen. Sollte
die Aktion die Pandemie bremsen, wollen die Politiker möglichst rasch
ihre Einstufung als Rote Zone aufheben. Italiens Regierung in Rom hat
für solche Hochrisiko-Zonen strenge Ausgangsbeschränkungen
angeordnet. Außerdem müssen dort viele Läden geschlossen bleiben.

Der Erfolg eines Massentests hängt nach Einschätzung von Experten
stark von einer hohen Teilnahmequote ab. Kritiker bemängeln, dass die
Resultate von Antigen-Schnelltests nicht verlässlich genug seien.
Österreich plant ebenfalls Massentests, die Slowakei ist mit ihren
Reihentests bereits in einer neuen Runde.

Eine Übernahme der Massentests für Deutschland hält Eugen Brysch,
Vorstand der Stiftung Patientenschutz, für ungeeignet. Solche
Forderungen seien «Strohfeuer», erläuterte er der dpa. «Denn
Infektionsgrundschutz, Kontaktdokumentation und laborgestützte
PCR-Test können so nicht ersetzt werden.» Es bestehe vielmehr die
Gefahr, dass infizierte Menschen sich wegen eines negativen Tests in
Scheinsicherheit wiegen würden.

Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher räumte ein, der Massentest
sei «kein Allheilmittel und auch nicht die Lösung des Problems». Er
verwies in der «Kleinen Zeitung» in Österreich stattdessen auf einen

Impfstoff. Die Aktion könne aber helfen, «den Lockdown zu verkürzen
».