Polizei: Immense Brutalität bei Corona-Protest in Berlin

Berlin (dpa) - Der Protest gegen die deutsche Corona-Politik am
Mittwoch im Berliner Regierungsviertel zeigt aus Sicht der
Hauptstadt-Polizei eine Radikalisierung der Szene. «Wir sind vom ganz
bunten Publikum weg und kommen immer mehr zu einem Spektrum von
Menschen, die unser System ablehnen und dafür auch bereit sind,
extreme Gewalt anzuwenden», sagte Berlins Polizeipräsidentin Barbara
Slowik dem «Tagesspiegel» (Samstag). «Das Potenzial und die
Brutalität der Gewalt war immens. Einzelne Stimmen haben gesagt,
sowas haben wir in Berlin seit Jahrzehnten nicht erlebt.»

Mehrere Tausend Menschen hatten am Mittwoch gegen das neue
Infektionsschutzgesetz protestiert. Die Berliner Polizei setzte
erstmals seit Jahren Wasserwerfer ein - allerdings ohne scharfen
Strahl, sondern im Sprühmodus. 365 Menschen wurden vorübergehend
festgenommen.

Am Mittwoch waren nach Berichten von dpa-Reportern erkennbar
Rechtsextreme und sogenannte Reichsbürger dabei. Die Mehrheit
stellten sie allerdings nicht: So waren auch Tanz- und Trommelgruppen
vor Ort, Betende und Demonstranten mit Luftballons, Trillerpfeifen
und Regenbogenfahnen.

«Ich würde heute nicht mehr akzeptieren, dass Menschen sagen, ihnen
sei nicht klar, dass sie dort mit Rechtsextremisten auf dem Platz
stehen», sagte Slowik. Nach ihren Angaben haben auch Hooligans
versucht, zum Reichstag durchzudringen. Das habe die Polizei
verhindert.

Die Polizeipräsidentin verteidigte den Einsatz. Die Kollegen hätten
verhältnismäßig und rechtsstaatlich gehandelt. «Die
Demonstrationsteilnehmer haben sich geweigert, Abstände einzuhalten
und Masken zu tragen. Wir haben dann umgehend mit der Auflösung
begonnen.»