Iran: Strenger Lockdown soll Anstieg der Corona-Fallzahlen stoppen 

Teheran (dpa) - Im Iran ist am Samstag ein strenger Lockdown in der
Hauptstadt Teheran und mehr als 160 anderen Groß- und Kleinstädten
eingeführt worden, um den drastischen Anstieg der Corona-Fallzahlen
zu stoppen. Damit dürfen nur noch wenige Branchen ihre Arbeit
ausüben. Auch Schulen, Universitäten und Basare wurden geschlossen.
Zwei Drittel der Beamten im öffentlichen Dienst müssen nun von zu
Hause aus arbeiten. Außerdem dürfen zwischen 21.00 Uhr abends und
4.00 Uhr früh außer Taxis keine Personenkraftwagen unterwegs sein. 
 

Die Einschränkungen sind zwar zunächst nur für zwei Wochen geplant.
Sollten die Fallzahlen jedoch nicht sinken, müsste der Lockdown nach
den Worten von Präsident Hassan Ruhani danach weiterlaufen. Um das zu
vermeiden, müssten sich alle Bürger strikt an die Corona-Vorschriften
halten, sagte Ruhani im Staatsfernsehen. Auch Treffen mit Familien,
Verwandten und Freunden sollten vermieden werden.    

Aus wirtschaftlichen Erwägungen war Ruhani bis jetzt gegen einen
solchen Lockdown eingetreten. Die dramatisch steigenden Fallzahlen in
den vergangenen Wochen ließen ihm jedoch keine andere Wahl. Fast im
Minutentakt sterben im Iran Corona-Patienten, im Sekundentakt werden
Neuinfektionen registriert. Aktuell liegt die Gesamtzahl der
Corona-Toten im Land bei fast 44 000, die der Infizierten bei mehr
als 800 000.

Die Fallzahlen dürften jedoch mehr als doppelt so hoch sein wie
angegeben, weil es im Iran noch zu wenige Testmöglichkeiten gibt. Das
Gesundheitsministerium hat die Zahl der Corona-Tests nun von 25 000
auf 100 000 am Tag erhöht. Experten sind aber der Auffassung, dass
für eine Bevölkerung von mehr als 82 Millionen Menschen mindestens
200 000 Tests täglich nötig wären, um an die wahren Fallzahlen zu
kommen.