Spahn: Wellenbrecher-Strategie funktioniert - Lindner widerspricht

Berlin (dpa) - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat den seit
Anfang November geltenden Teil-Lockdown als Erfolg im Kampf gegen die
Corona-Krise bewertet. «Der Wellenbrecher funktioniert doch», sagte
der CDU-Politiker der «Welt» (Samstag). «Das exponentielle Wachstum
ist gebrochen. Wir sind uns einig, dass das nicht reicht. Aber es ist
gelungen - einmal mehr.»

Spahn rechtfertigte die hohe Bedeutung, die die Bundesregierung den
Infektionszahlen beimisst. «Wir sind das Land mit einer der ältesten
Bevölkerungen weltweit», sagte der Minister. Mit wachsenden
Infektionszahlen steige früher oder später auch der Behandlungsbedarf
auf den Intensivstationen. «Ich will, dass wir die Welle brechen,
bevor unnötig viel Leid in den Krankenhäusern entsteht», betonte
Spahn.

FDP-Vorsitzende Christian Lindner widersprach in dem
«Welt»-Streitgespräch dem Minister und warf der Regierung
Strategielosigkeit vor. «Meine Befürchtung ist: Wir
finden aus dem aktuellen November-Lockdown in diesem Jahr nicht
wieder raus», sagte Lindner. «Und falls wir ihn
beenden, dann ist wenige Wochen später der nächste da.
Das wäre eine Stop-and-Go-Politik, die enormen sozialen und
wirtschaftlichen Schaden verursacht.» Die Wellenbrecher-Strategie der
Regierung funktioniere nicht, sie
sei nicht dauerhaft durchhaltbar, konstatierte Lindner. Er
bekräftigte seine Position, dass mit einem besseren Schutz der
Risikogruppen die Schließung von Gastronomie, Kultur, Freizeit und
Sport unnötig gewesen.

In Deutschland haben die Gesundheitsämter dem Robert Koch-Institut
(RKI) 22 964 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Im
Vergleich zum Wert vor einer Woche wurden gut 500 Fälle mehr
gemeldet. Am vergangenen Samstag hatte die Zahl gemeldeter
Neuinfektionen bei 22 461 gelegen. Der Höchststand war am Freitag mit
23 648 gemeldeten Fällen erreicht worden.