Stille Weihnachten für Heimbewohner in Sachsen-Anhalt Von Thomas Schöne, dpa

Für Senioren in den Heimen könnte es ein einsames Weihnachtsfest
werden. Aufgrund der Ansteckungsgefahr ist feiern außer Haus mit
Angehörigen kaum möglich. Aber noch sind Besuche in den Einrichtungen
machbar.

Halle (dpa/sa) - Corona bedeutet für Bewohner von Alten- und
Pflegeheimen nicht nur ein hohes Gesundheitsrisiko, sondern auch
zusätzliche soziale Isolierung. Für Senioren, die normalerweise mit
ihren Angehörigen zu Hause feiern, könnten die Festtage diesmal eine
bedrückend stille Zeit werden. Dennoch, der zweite Lockdown ist
bislang nicht so hart wie der der Erste im Frühjahr. Während damals
eine komplette Kontaktsperre bestand, können derzeit die Angehörigen
ihre Lieben noch in den Heimen besuchen, ergab eine Umfrage der
Deutschen Presse-Agentur. Aber der Kontakt zur Außenwelt bleibt
vorerst ein schmaler Grat. Zerstreuung und Unterhaltung von außerhalb
wird in den Heimen je nach Situation geboten.

«Die Vereinsamung unserer älteren Menschen nimmt immer mehr zu, denn
in der Pandemiezeit sind die Möglichkeiten, etwas zu unternehmen,
begrenzt», sagt die Vorsitzende des Kreisseniorenbeirates im
Altmarkkreis Salzwedel, Christa Schindler. «Besonders im ländlichen
Raum sollten Senioren Unterstützung erhalten. Aber hier passiert
genau das Gegenteil. Der ländliche Raum scheint in den Planungen gar
nicht mehr zu existieren.» Es sei beispielsweise versucht worden, die
Digitalisierung in den Heimen voranzubringen. Die Senioren sollten
die Möglichkeit bekommen über Skype mit ihren Angehörigen zu
telefonieren und so in Kontakt zu bleiben. Aber jetzt sind diese
ganzen Maßnahmen auch abgesagt worden. Zudem dürften Kinder nur
innerhalb der Schule zusammen sein und im privaten Bereich immer nur
noch mit einem Menschen oder einem Freund. «Wie kann ich da etwas
noch für Senioren organisieren?», sagt Schindler.

Im Bernburger «Haus am Rosenhang» wird mit den alten Menschen
regelmäßig gebastelt. Im Dezember plant das Heim einen
Weihnachtsmarkt mit einer kleinen Feuershow. Ob das so stattfinden
kann, hänge natürlich von der aktuellen Situation und den aktuellen
gesetzlichen Vorgaben ab, hieß es. Ebenso hätten schon Künstler vor
dem Heim die Bewohner unterhalten. Videotelefonie per Internet sei
auch möglich. Dennoch, Besuche sind für die Heimbewohner natürlich
noch wichtiger, aber es gebe auf Grund der Pandemie Einschränkungen.
Für Besucher seien gesonderte Besucherzimmer eingerichtet worden. Im
Heim werden die Menschen getröstet, dass es bald wieder besser sein
werde. Wegen der Ansteckungsgefahr dürfen derzeit die Heimbewohner
von ihren Angehörigen auch nicht mit nach Hause genommen werden.
Allerdings haben viele Heimbewohner keine Angehörigen mehr. Hier
bieten Ergotherapeuten entsprechende Beschäftigungen: Basteln, Backen
und Kochen sind beliebt.

Auch im Cura Seniorenheimzentrum Halle können die Angehörige noch
ihre Verwandten im Heim besuchen. Wenn draußen gesungen werde,
schauen die alten Menschen durch die Fensterscheiben zu. Viele sind
ja auch bettlägerig. Die Seniorenbetreuer basteln mit denjenigen, mit
denen das noch geht. Weihnachtsfeiern seien auch geplant.

Das Kursana Domizil in Wittenberg plant trotz aller Ungewissheiten
Weihnachtsfeiern. Die für November geplanten Veranstaltungen, wie
Weihnachtsmärkte, mussten leider abgesagt werden, hieß es von der
Unternehmenskommunikation der Korian Deutschland AG (München). Leider
müssen die Bewohner in diesem Jahr auf wohnbereichsübergreifende
Weihnachtsfeiern mit ihren Angehörigen verzichten. Aber kleine Feiern
auf den Wohnbereichen soll es geben. Zudem werde alles weihnachtlich
dekoriert und mit den Bewohnern gebastelt, die Weihnachtsbäckerei
laufe auf Hochtouren. Im Außenbereich gebe es Adventssingen oder
Besuche des Kindergartens. Die Bewohner können vom Balkon oder den
gekippten Fenstern das Geschehen verfolgen.

Nach Angaben des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt gab es Ende
2019 rund 129 700 Pflegebedürftige, davon wurden rund 29 100 in
Pflegeheimen betreut.