Experten: Gut sitzende Masken und Lüften für Schulunterricht wichtig

Wie weiter mit der Schule in Corona-Zeiten? Das ist eine der Fragen,
denen sich Kanzlerin und Ministerpräsidenten kommende Woche widmen
müssen. Einfach Maskenpflicht anordnen, ginge aus Expertensicht nicht
weit genug. Es kommt auf Details an.

Karlsruhe (dpa) - Vor der nächsten Runde der Regierungschefs, bei der
es auch um neue Corona-Regeln in Schulen gehen könnte, raten Experten
bei Mund-Nasen-Bedeckungen auf das korrekte Tragen zu achten. «Dies
ist bei möglichst wirkungsvollen Masken der Schlüssel zum Erfolg des
Bausteins Maske im Gesamtkonzept», sagte Achim Dittler, Leiter der
Arbeitsgruppe Gas-Partikel-Systeme am Karlsruher Institut für
Technologie (KIT). Masken müssten so sitzen, damit man durch das
Filtermedium atmet und keine Luft an der Maske vorbei entweicht.

«Brillenträger merken das am ehesten, wenn die Brille beschlägt», g
ab
Dittler ein Beispiel. Auch ein Bart könne dazu führen, dass Aerosole
mit Viruspartikeln um die Maske herum strömen und damit ungefiltert
in die Umgebungsluft gelangen. Christian Kähler vom Institut für
Strömungsmechanik und Aerodynamik der Universität der Bundeswehr
München hatte dem «Tagesspiegel» jüngst gesagt: «Die ausgeatmete
Luft
mit den möglicherweise virenbelasteten Aerosolen geht den Weg des
geringsten Widerstandes, tritt also durch die Lücken am Maskenrand an
Nase, Wangen und Kinn aus.» Gleiches gelte beim Einatmen. Wenn man
nebeneinander sitzt, wie Schüler in Klassenräumen oder auf Sitzbänken

in Bahnen, könnten gerade Alltagsmasken keinen Schutz bieten.

Entscheidend ist aus Sicht der Fachleute neben der Frage, wie die
Maske sitzt, auch die Qualität der Masken. Die selbst gemachten
Alltagsmasken können - je nach Stoff und Lagenanzahl - im Vergleich
zu OP-Masken oder sogenannten FFP-Masken bezüglich der Abscheidung
feinster Aerosolpartikel schlechter abschneiden, wie Dittler betonte.
Alltagsmasken wirkten sehr gut als Spuckschutz und hielten größere
Tröpfchen wirkungsvoll zurück.

Die bläulichen OP-Masken, die zwar nicht für die Abscheidung sehr
kleiner Partikeln vorgesehen sind, sondern für die Größe von
Bakterien, hielten auch feinste Partikel gut zurück. Am wirksamsten
seien sogenannte FFP3-Masken, die durch ihre Bauart oft schon enger
am Gesicht anliegen. «Der beste Schutz ist eine möglichst wirksame
Maske möglichst korrekt zu tragen», sagte Dittler.

Der frühere Präsident der Internationalen Gesellschaft für Aerosole
in der Medizin, Gerhard Scheuch, hat verschiedene Maskentypen
untersucht und kommt zu dem Schluss, dass mindestens die Hälfte der
Stoffmasken überhaupt keine oder weniger als zehn Prozent der
Partikel zurückhalte. «Die lenken das ausgeatmete Aerosol nur ab.»
Neben FFP-Masken böten auch chirurgische Masken einen gewissen
Schutz. «Aber das gilt natürlich immer nur, wenn sie gut im Gesicht
sitzen, sonst zischt das Aerosol an den Öffnungen der Masken vorbei.»

Im Unterricht sollte man Masken immer dann aufsetzen lassen, wenn die
Schüler einen Test schreiben oder zuhören, aber nicht selbst sprechen
müssen, führte Scheuch aus. «Ansonsten bieten Lüften und
Raumluftfilter den viel besseren Schutz.» Ein gutes
Raumluft-Filtergerät sei deutlich effektiver als eine Maske mit einer
50-Prozent-Filterwirkung - «was schon sehr gut wäre». Noch effektiver

sei Stoßlüften, was man durch CO2-Messungen kontrollieren könne.

Auch Dittler machte mit Blick auf womöglich entweichende Aerosole
deutlich: «Aus diesem Grund sind Masken nicht das Einzige. Masken
sind nicht unfehlbar.» Daher sei die Kombination mehrerer Maßnahmen
wie häufiges Lüften, Abstandhalten und eine geringe Zahl an Menschen
bei möglichst kurzer Aufenthaltsdauer in einem möglichst großen
Innenraum entscheidend, um einer Ansteckung bestmöglich vorzubeugen.

Ob ein Mund-Nasen-Schutz richtig sitzt, könne man beispielsweise bei
OP-Masken leicht feststellen, sagte der KIT-Forscher: Wenn man die
Maske etwa mit einem Nasenclip gut an der Nase befestige, unten übers
Kinn ziehe und dann einatme, müsse sich der faltige Stoff beim
Ausatmen leicht verformen und beim Einatmen leicht in Richtung Mund
herangesaugt werden. «Wenn sich die OP-Maske beim Ein- und Ausatmen
bewegt, ist es ein Zeichen, dass sie bestmöglich sitzt.»