Ministerium: Kein Bedarf an externer Hilfe bei Kontaktverfolgung

Ein Reisebüro will dem Gesundheitsamt bei der Ermittlung von
Corona-Kontaktpersonen helfen - erhält aber eine Abfuhr: Das
Gesundheitsministerium will das lieber Staatsbedienstete erledigen
lassen. Andernorts freuen sich Behörden über Hilfe von außen.

Kempten (dpa/lby) - Das bayerische Gesundheitsministerium sieht
derzeit keinen Bedarf für externe Hilfe bei der Kontaktnachverfolgung
von Corona-Infizierten. «Wir haben aktuell genügend staatliche
Mitarbeiter», sagte eine Sprecherin des Ministeriums. Daher habe sich
die Frage nach der Unterstützung der Gesundheitsämter durch
Dienstleister bisher nicht gestellt.

Das Landratsamt Oberallgäu hatte zuvor das Angebot eines Kemptener
Reisebüros abgelehnt, bei der Kontaktnachverfolgung zu helfen. «Zum
einen brauchen die Mitarbeiter eine Aufgabe»,
begründete Reisebüro-Geschäftsführer Rolf Apin den Vorschlag. 
«Zum
anderen können wir durch unsere Arbeit und beim Kurzarbeitergeld eine
doppelte Entlastung für den Staat schaffen.»

Bei der Kontaktnachverfolgung würden aber vertrauliche Patienten- und
Personendaten erhoben, betonte ein Ministeriumssprecher. Außerdem
verhängten und überwachten die Ämter Quarantänemaßnahmen, womit s
ie
in hoheitlicher Funktion für den Freistaat auftreten. Diese Aufgaben
solle lieber eigenes Personal erledigen.

Dafür sind nach Angaben des Ministeriums bei den Gesundheitsämtern
700 neue Mitarbeiter eingestellt worden, bis zu 500 weitere
Einstellungen sollen folgen. Die Bewerbersituation sei «überwiegend
sehr gut», sagte ein Sprecher. Auch 2000 Kräfte aus Staatsverwaltung,
Polizei und Bundeswehr sind demnach in Bayern bei der
Kontaktnachverfolgung im Einsatz.

Die würden aber an anderer Stelle fehlen, sagt Reisebüroleiter
Apin. «Wir haben daher nicht so viel Verständnis für die Absage.»
Bei
allen Problemen, die von den Behörden genannt würden, halte er die
Entscheidung letztlich für «eine Frage des Wollens».

Ein Sprecher des Landratsamts Oberallgäu betont dagegen, die Behörde

dürfe gar nicht selbst über eine solche Kooperation entscheiden. Neue
Mitarbeiter für die Kontaktnachverfolgung würden mit Arbeitsverträgen

der Regierung von Schwaben eingestellt. 

«Darauf könnten sich die Mitarbeiter des Betriebs ganz normal
bewerben», betonte der Sprecher. Weil sie aber Kurzarbeitergeld
beziehen, dürften sie nur bis zur Höhe des bisherigen
Netto-Verdiensts hinzuverdienen. Mit einem so geringen Stundensatz
wäre der Aufwand für die Einarbeitung zu groß. 

Andernorts ist die Hilfe eines Reisebüros bei der Ermittlung von
Corona-Kontakten aber willkommen: Der Kreis Coesfeld in
Nordrhein-Westfalen kooperiert seit Anfang November mit einem
Betrieb. Bis zu zehn Mitarbeiter helfen dem Gesundheitsamt bei der
telefonischen Betreuung von Corona-Infizierten.

Die Reisebüro-Mitarbeiter würden dafür eigene räumliche Kapazit
äten
nutzen, betont ein Sprecher des Landratsamts. «Das kommt dem
Gesundheitsamt entgegen, um die eigene Infrastruktur für die
intensive Kontaktnachverfolgung nicht zu belasten.»